Abi-Kasse à la Ocean’s Eleven: Erler Schüler im Geldrausch
13 Jahre schuften für nix
69 Schülerinnen und Schüler hatten 13 Jahre lang tapfer die Tafel geputzt, Kuchen verkauft, auf Schulfesten gegrillt und brav Centstücke in die heilige Abi-Kasse geworfen – nur damit das Geld am Ende in einem Privat-Tresor verschwindet. Statt Glitzerballsaal und DJ-Pult nun: Frust, Fassungslosigkeit und vermutlich ein Jahrgang, der seine Abschiedsfeier demnächst im Schulkeller bei Capri-Sonne und Chipsresten abhält.
Der Skandal fliegt auf – Bottrop ist schuld
Eigentlich war alles vorbereitet: Eine schicke Location in Bottrop, die schon davon träumte, von halbstarken Abiturienten in Anzügen und Kleidern verwüstet zu werden. Doch die Halle wollte eine Vorauszahlung sehen. Kleines Problem: Das Geld war bereits in die Weltgeschichte entschwunden. Nach mehrmaligen Erinnerungen an die Kassenwartin platzte der Traum vom Glamour-Abiball schneller, als man „Überweisungsträger“ sagen kann.
Von Amokdrohung bis Regenbogen-Flagge
Dass die Schule im Rampenlicht steht, ist nichts Neues. Erst 2023 war das Gebäude wegen einer Amokdrohung von bewaffneten Polizeieinheiten gestürmt worden. Danach hitzige Debatten über das Hissen einer Regenbogen-Flagge, die – welch Ironie – kurz darauf ebenfalls gestohlen wurde. Und als sei das nicht genug, lieferte die Schulkantine mit Halal-Essen den Stoff für eine Sondersitzung im Bildungsausschuss. Kurz: Die Gesamtschule Erle ist das Netflix der Provinzschulen – jede Woche eine neue Staffel Skandal.
Abi-Ball per Crowdfunding
Die gebeutelten Jugendlichen lassen sich dennoch nicht unterkriegen. Im besten Start-up-Geist starteten sie einen Spendenaufruf. Und siehe da: Schon 5600 Euro flossen zurück in die Kassen. Das Geld stammt von Eltern, Großeltern, Nachbarn – vermutlich auch von Leuten, die einfach neugierig waren, ob sie mit ihrer Spende ein Ticket für das Drama der Saison kaufen können.
Die Frage bleibt: Reicht das für eine Feier, die sich nach 13 Jahren Schule wirklich „krönender Abschluss“ nennen darf? Oder gibt es am Ende doch nur die Schützenhalle nebenan mit Lichterkette vom Discounter und einer Bluetooth-Box, die um Mitternacht den Geist aufgibt?
Die Verdächtige – vom Klassenzimmer ins Polizeiprotokoll
Die mutmaßliche Kassenplünderin wurde kurzerhand von der Schule verwiesen. Anzeige bei der Polizei läuft ebenfalls. Damit ist sie offiziell die erste Schülerin, die schon vor dem Abitur mehr Praxiserfahrung mit dem Justizsystem hat als die meisten Jurastudenten im ersten Semester.
Das Drama in Erle zeigt: Schule ist eben nicht nur Mathe, Englisch, Bio – sondern auch Krimi, Soap und Wirtschaftskrimi in einem. Die 10.000 Euro sind zwar futsch, aber immerhin haben die Jugendlichen etwas gelernt, das im Lehrplan fehlt: Misstraue immer der Person mit dem Kassenbuch.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass der Abi-Ball trotzdem steigt – notfalls als Crowdfunding-Party mit Eintrittsgeldern, Tombola und Grillwürstchen. Und wer weiß: Vielleicht bringt Netflix irgendwann eine Serie heraus. Titelvorschlag: „Haus des Geldes – Staffel Abi 2026“.