Ahlener Herbstkirmes – zwischen Zuckerwatte, Sicherheitskonzept und Pony-Zelt
Der Auftakt: Rentnerband & Höhenfeuerwerk
Los geht’s am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit. Während anderswo Geschichte gefeiert wird, stampfen in Ahlen die Marktbeschicker durch die City. Musikalische Begleitung liefert die legendäre „Rentnerband“ – also jene Truppe, die bewiesen hat, dass Schlagzeug, Saxophon und künstliches Hüftgelenk durchaus im Takt harmonieren können. Am Abend dann der Höhepunkt: Feuerwerk vom Dach des Einkaufszentrums. Angeblich, weil man es „von dort besser sieht“. In Wahrheit vermutlich, weil die Pyrotechniker endlich auch mal das Parkdeck ausnutzen wollten.
Pony-Zelt unter der Bahnbrücke – der leiseste Ort der Kirmes
Ein Klassiker darf nicht fehlen: das Pony-Zelt. Und wo steht es? Natürlich unter der Bahnbrücke – offiziell „der leiseste Ort der Kirmes“. Wer jemals neben einer Dampflok gestanden hat, weiß: Das kann nur Satire sein. Praktisch ist es aber: Von dort aus gelangen die Tiere am schnellsten zurück in die grüne Ahlener Idylle. Der Ponytransporter steht quasi schon im Standgas bereit, falls das Feuerwerk doch mal zu laut knallt.
Neue Attraktion: „Mad Max“ – die Überkopfschaukel für Lebensmüde
Die Stars der Kirmes sind diesmal „Mad Max“, eine Überkopfschaukel, die aussieht wie ein missglücktes Architekturprojekt, und das „Kaleidoskop“, ein Laufhaus mit 20 Attraktionen – darunter 3-D-Effekte, bunte Lichter und die Garantie, dass Oma spätestens in der zweiten Etage die Orientierung verliert. Für die ganz Mutigen gibt’s den „Avengers“-Scheibenwischer. Kein Marvel-Blockbuster, sondern ein Fahrgeschäft, das den Magen schneller durcheinanderwirbelt als jede Achterbahnfahrt in Bottrop.
Autoscooter & Musik-Express – die Klassiker
Natürlich dürfen auch die Dauerbrenner nicht fehlen: Autoscooter, wo 13-Jährige mit Fahrkünsten glänzen, die man sonst nur bei Großstadt-Taxifahrern findet. Und der Musik-Express – jenes Fahrgeschäft, das beweist, dass Schlager und Fliehkraft zusammengehören wie Pommes und Mayo.
Sicherheit made in Ahlen
Damit der Spaß nicht eskaliert, wacht das Ordnungsamt. Waffen sind tabu, Zufahrten gesichert – mit „Ahlener Hütchen“ (was so klingt wie eine Mischung aus Verkehrspylonen und Karnevalsorden) und Schausteller-Lkw. Beim letzten Mal gab es keine einzige Anzeige. Man könnte also sagen: Die Ahlener Kirmes ist so friedlich, dass selbst die Polizei freiwillig Zuckerwatte kauft.
Sperrungen & Verkehrschaos – Tradition verpflichtet
Natürlich kommt auch das Drumherum nicht zu kurz: Ab dem 22. September werden Holzweg und Parkplatz gesperrt. Ab dem 29. September auch die Straße Am Bahndamm. Ende der Sperrungen: 9. Oktober. Für Ahlen also die perfekte Gelegenheit, mal zu Fuß zu gehen – oder zu lernen, wie man mit dem Bus fährt, ohne den Fahrer in den Wahnsinn zu treiben.
Öffnungszeiten – damit der Bauch Zeit zum Verdauen hat
- 3. Oktober: 14 – 23:30 Uhr, mit Verlosung von Kirmes-Wundertüten („kostenlose Lose“ – klingt nach einer Ahlener Finanzinnovation).
- 4. Oktober: 14 – 23 Uhr.
- 5. Oktober: 12 – 22:30 Uhr, verkaufsoffen. Endlich kann man zwischen Kirmeswurst und Karussellfahrt noch schnell Socken kaufen.
- 6. Oktober: 14 – 22:30 Uhr.
- 7. Oktober: Familientag – also Rabatte, Zuckerwatte für die Hälfte und doppelt so viele quengelnde Kinder.
Die Kirmes als Vollkontakt-Volkssport
Am Ende bleibt die Herbstkirmes, was sie immer war: ein gigantisches Volksfest, das nach Zucker, Schweiß und Bratfett riecht und in dem die halbe Stadt aufeinandertrifft. Ahlen beweist damit erneut, dass es zwar vielleicht keinen Flughafen wie Berlin, aber immerhin eine Kirmes mit Sicherheitskonzept und Pony-Zelt hat.
Wer hier nicht hingeht, verpasst nichts – außer der einmaligen Gelegenheit, für 20 Euro im „Mad Max“ kopfüber über den Bahndamm zu schauen und danach den Mageninhalt beim Musik-Express zu verlieren. 🎡