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Bagram – Trumps verlorener Parkplatz

Manche Leute verlieren im Urlaub den Autoschlüssel, andere verlegen die Lesebrille. Die USA haben 2021 einfach mal einen ganzen Luftwaffenstützpunkt in Afghanistan stehen lassen. Bagram, 40 Kilometer von Kabul entfernt, jahrzehntelang das Wohnzimmer der US-Armee – und plötzlich nur noch eine leere Hülle, besetzt von den neuen Hausherren mit Turban.

Der „Made in USA“-Anspruch

Der „Made in USA“-Anspruch

Nun also tönt aus Washington: „Wir wollen das Ding zurück!“ Begründung: Man habe es schließlich gebaut. Klingt, als könne man sich eine Ikea-Kommode nach Jahren beim Nachmieter wieder abholen, weil noch der Originalkassenbon existiert. Nur dass es hier nicht um Billy-Regale geht, sondern um einen Beton-Airport mit Startbahnen, Bunkern und genug Platz für einen ganzen Jahrgang Flugzeugträger.

Drohung mit „schlimmen Dingen“

Natürlich wäre es nicht Trump, wenn er nicht gleich mit nebulösen Drohungen wedeln würde. „Wenn Afghanistan die Basis nicht zurückgibt, werden schlimme Dinge passieren.“ Was für Dinge? Ein diplomatischer Stuhlkreis? Ein Airstrike mit Happy Meal? Oder einfach nur die klassische Trump-Methode: so lange capslocken, bis der Gegner von selbst aufgibt.

Pressekonferenz im Märchenmodus

In Großbritannien, neben dem Premier, klang es wie ein Kind, das sein Spielzeug zurückfordert: „Wir wollen diesen Stützpunkt zurück!“ Begründung Nummer zwei: Er liegt „eine Stunde entfernt“ von Chinas Atomfabriken. Übersetzt: Bagram ist quasi die perfekte Nachbarschaft – mit Blick auf die nuklearen Gartenzwerge des großen Konkurrenten.

Rückblick: Vom NATO-Kaffeeautomaten zur Taliban-Parade

Noch vor ein paar Jahren war Bagram der Nabel der westlichen Militärwelt. Hier liefen Einsätze zusammen, hier tranken Generäle ihren Kaffee, hier wurden PowerPoint-Schlachten geschlagen. Heute marschieren dort Taliban im Gleichschritt über den Asphalt, winken mit Kalaschnikows und laden chinesische und iranische Diplomaten zur Tribüne ein. Das Ganze sieht aus wie eine „Schlag den Westen“-Sonderausgabe in der Wüste.

Die große Frage: Rückeroberung per DHL-Express?

Auf die Frage, ob man wieder US-Truppen hinschicken wolle, kam nur ein verschmitztes „Darüber reden wir nicht.“ Ein Satz, der im diplomatischen Wörterbuch ungefähr bedeutet: „Wir haben keinen Plan, aber bitte bleibt gespannt.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass Amerika irgendwo Truppen hinschickt und hinterher feststellt, dass der Rücktransport komplizierter ist als gedacht.

Taliban, Turbane, Taktik – und Frauen ohne Rechte

Natürlich bleibt das Grundproblem: Afghanistan ist längst nicht mehr „NATO-Lagerplatz“, sondern ein islamisches Emirat, das Frauenrechte wie alte Poster von Boybands behandelt: Abreißen, wegwerfen, vergessen. Wer dort nun wieder mit Flugzeugträgerträumen aufläuft, wird auf ein Regime stoßen, das Paraden liebt und Kompromisse hasst.

Ein Stützpunkt als Symbol

Bagram ist mehr als nur Beton und Asphalt – es ist der Inbegriff westlicher Selbstüberschätzung. Erst lässt man’s im Chaos stehen, dann ruft man drei Jahre später an und fragt höflich: „Könnt ihr uns das bitte zurückgeben?“ Die Taliban lachen, China klatscht, und die USA halten trotzig die Hand auf.

Kurz gesagt: Die Weltpolitik ist manchmal nichts anderes als ein Kindergarten. Nur dass hier statt Sandförmchen gleich ganze Militärbasen im Spiel sind.