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„Bahnhof des Jahres“ – Magdeburg gewinnt das Rennen gegen die Deutsche Bahn

Bahnhöfe in Deutschland – Orte, an denen man entweder die große Liebe trifft oder den letzten Nerv verliert. Zwischen quietschenden Bremsen, kaltem Filterkaffee und einer Durchsage, die klingt, als würde jemand durch eine Blechdose flüstern: „Zug… verspätet… unbestimmte Zeit… danke für Ihr Verständnis.“ Und genau hier, mitten in dieser Betonpoesie des öffentlichen Nahverkehrs, geschieht das Undenkbare: Ein Bahnhof wird ausgezeichnet!

Bahnhof des Jahres

Ja, richtig gelesen: Der Hauptbahnhof in Magdeburg hat den Titel „Bahnhof des Jahres“ gewonnen. Und das, obwohl man bisher dachte, dieser Preis sei ein Mythos – wie der Yeti, nur mit mehr Gleisen. Eine Jury aus Tourismusvertretern, Kundenverbänden und Bahnfreunden (also Menschen mit einer erstaunlich hohen Leidensfähigkeit) lobte die „Aufenthaltsqualität“ und die „Anschlussmobilität“. Das klingt fast so, als könne man dort tatsächlich ankommen.

Frische Farben, grüne Inseln und eine Spielecke im Warteraum – das klingt eher nach Freizeitpark als nach Bahnhof. Vielleicht sollte man Eintritt verlangen: „Für nur 2,50 Euro dürfen Sie einmal stressfrei umsteigen!“ Man stelle sich das vor: Familien mit Kinderwagen, die jubelnd auf die neuen USB-Anschlüsse an den Sitzen zustürmen. Endlich kann man während der 30-minütigen Verspätung das Handy laden, um den Anschlusszug zu verpassen – aber wenigstens mit vollem Akku.

Der Bahnhof punktet nun auch mit „Arbeitsflächen“. Großartig. Denn wo arbeitet man besser als zwischen einem belegten Brötchen mit zweifelhafter Herkunft und dem Duft von Bremsstaub? Homeoffice war gestern, jetzt kommt das „Trainstation-Office“. Vielleicht legt die Bahn bald noch ein Abo auf: „9-Euro-Coworking-Ticket, gültig in allen Warteräumen mit funktionierendem WLAN (wenn vorhanden)“.

Und dann die Baugeschichte! Zehn Jahre hat die Sanierung gedauert – also nur etwa doppelt so lang wie geplant. In Bahnjahren ist das praktisch Rekordzeit. In dieser Zeit wurde alles modernisiert: Weichen, Gleise, Aufzüge, sogar die Farbe an den Wänden. Die Allianz pro Schiene nennt es ein „umfassendes Mobilitätskonzept“, andere nennen es „endlich fertig“.

Aber das Beste: Jetzt ist alles barrierefrei! Ein Wunder. Menschen im Rollstuhl kommen endlich auf alle Bahnsteige, und das nur ein paar Jahrzehnte nach Erfindung des Aufzugs. Zwischen Ost- und Westseite wurde der Kölner Platz komplett neu gestaltet – vermutlich mit dem Ziel, dass man sich dort jetzt verlaufen kann, aber wenigstens mit Stil.

Kurzum: Magdeburg hat’s geschafft. Der Bahnhof glänzt, die Jury jubelt, und irgendwo steht ein ICE, der wegen Bauarbeiten ausfällt. Aber hey – der Preis steht! Und wenn man ganz genau hinhört, kann man aus der Ferne das Rattern einer verspäteten Regionalbahn hören, die flüstert: „Irgendwann bin ich auch mal dran…“