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Banahlen erklärt die „Aktivrente“ – oder: Wie man alten Leuten das Arbeiten noch schmackhaft macht

Deutschland, Land der Dichter, Denker und Dauerarbeiter. Kaum hat man sich endlich bis zur magischen Rentengrenze durchgeschuftet, steht die nächste bürokratische Überraschung vor der Tür: die sogenannte Aktivrente. Die Idee: Rentnerinnen und Rentner dürfen bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei verdienen. Sozusagen die „Happy Hour“ fürs Altenteil – mit Rabatt auf den Fiskus, aber ohne Gratis-Schnittchen.

„Aktivrente“ – oder: Wie man alten Leuten das Arbeiten noch schmackhaft macht

Doch wie immer in der großen Politik gilt: Wo eine neue Karotte vor die Nase gehalten wird, schreien gleich zwei Lobbygruppen „Pfui Teufel!“. Arbeitgeber und Gewerkschaften, sonst so harmonisch wie Katze und Hund im Bällebad, sind sich hier ausnahmsweise einig: Das Ganze ist Quatsch.

Die Arbeitgeberseite meckert: „Gas und Bremse gleichzeitig, das macht keinen Sinn.“ Übersetzt heißt das: Wir wollen, dass Oma noch mit 75 die Regale im Supermarkt einräumt, aber bitte ohne steuerliche Kuscheleinheiten. Schließlich könnte der Staat ja stattdessen die Unternehmen entlasten, die so tapfer dabei helfen, den demografischen Wandel mit Minijob-Verträgen abzufedern.

Die Gewerkschaften hingegen schieben den anderen Katalog an Klagen hinterher: „Das löst doch keine Probleme!“ Denn wer mit 67 kaum noch die Kaffeemaschine hochheben kann, dem ist auch mit 2.000 Euro steuerfreiem Nebenjob nicht geholfen. Gesundheit, Arbeitsbedingungen, Altersdiskriminierung – aber hey, lasst uns lieber noch ein Gesetz erfinden, statt ergonomische Stühle in den Büros aufzustellen.

Im Kern geht es um die deutsche Lieblingssportart: Anreize jonglieren. Einerseits soll man länger arbeiten, andererseits darf man früh raus. Ein bisschen wie beim Fitnessstudiovertrag: Man bezahlt für zwölf Monate, geht aber nur zwei Wochen hin – und trotzdem fühlt man sich, als hätte man gewonnen.

Natürlich gibt es auch noch die allgegenwärtigen Zahlenschieber vom arbeitgebernahen Institut. Die warnen, dass der Staat durch die Aktivrente Milliarden verliert. Genauer gesagt: 2,8 Milliarden Euro Mitnahmeeffekte. Mitnahmeeffekte – ein schönes Wort, das klingt nach Schützenfest und Kirmes, bedeutet aber eigentlich nur: Leute nehmen, was sie kriegen können. Wer hätte das gedacht?

Und während sich alle streiten, bleibt die Grundfrage offen: Wer will eigentlich noch mit 70 an der Supermarktkasse stehen oder im Büro Excel-Tabellen füttern? Doch da grinst die Regierung verschmitzt: „Natürlich alle – wenn’s steuerfrei ist!“

Die Realität: Viele wollen gar nicht, viele können gar nicht, und manche werden einfach nicht mehr gebraucht. Aber immerhin kann man die Illusion verkaufen, dass Deutschland auch im Alter noch „leistungsfähig“ bleibt. Ein bisschen so wie der Versuch, die eigene Oma als Influencerin auf TikTok zu vermarkten. Theoretisch denkbar, praktisch eher schwierig.

Die Aktivrente ist ein weiteres Kapitel im dicken Buch „Wie man Reformen nennt, die niemand will“. Ein bürokratisches Placebo, das weder Gesundheit noch Arbeitsplätze besser macht, aber dafür sicherstellt, dass man auch im Alter noch das Gefühl hat, zur Wertschöpfung beitragen zu müssen. Oder wie es im banahlen Stil heißt: Willkommen in der Republik der Unruheständler – steuerfrei, aber nicht sorgenfrei.