Bayern bläst zur Wiesn-Revanche: Champions League als Bierzelt-Therapie
Bayern München: Titelkandidat auf Rezept
Schon vor dem Anpfiff hatte der Trainer das Ziel klar definiert: Champions-League-Sieg oder nix. Keine Umschweife, keine diplomatischen Formulierungen – einfach nur „wir holen den Pott“. Eine Ansage, so charmant zurückhaltend wie ein Bierzeltbesucher nach sieben Maß. Und siehe da: Die Mannschaft folgte der Parole wie ein bayerisches Dorf dem Glockenschlag.
Die Engländer starteten zwar wie eine überdrehte Darts-WM in London – laut, hektisch, und mit dem unerschütterlichen Glauben, dass man irgendwie gewinnt. Doch dann stolperte ein Londoner Abwehrspieler so ungeschickt in den eigenen Strafraum, dass man kurz dachte, er spiele Twister statt Fußball. Zack: 1:0 Bayern, und die Allianz Arena verwandelte sich in ein kollektives Jodelseminar.
Kane, der Strafstoß-Kaiser
Kaum hatte man die Weißwürste runtergeschluckt, gab’s schon das nächste Highlight. Harry Kane, der Mann mit dem eingebauten Elfmeter-Abo, stellte sich den Ball hin, schaute kurz so, als hätte er die Steuererklärung schon fertig, und verwandelte eiskalt zum 2:0. „Mia san mia“ bekam in dieser Szene die Dimension eines Sparkassenwerbeslogans: Verlässlich, berechenbar, aber halt trotzdem erfolgreich.
Natürlich ließ sich Chelsea nicht lumpen und knallte den Ball einmal selbstbewusst in den Winkel. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als könnte das Finale dahoam 2.0 drohen. Doch keine Sorge: Die Bayern-Abwehr hatte diesmal gelernt, dass man auch nach 20 Minuten noch aufpassen sollte.
Neuer: Methusalem im Tor
Und dann war da noch der Torwart, mittlerweile älter als so mancher Linienrichter und reifer als der gesamte Käsekeller von Allgäu bis Appenzell. 39 Jahre jung, aber mit Reflexen, die jedem Fitnessstudio die Mitglieder wegrationalisieren würden. Dazu feierte er seinen 100. Sieg in der Königsklasse – ein Jubiläum, das man normalerweise nur mit einer lebenslangen BahnCard 100 vergleichen kann: teuer, aber zuverlässig.
Chelsea: viel Blau, wenig Hoffnung
In der zweiten Halbzeit wirkten die Gäste wie ein englischer Tourist auf dem Oktoberfest: zu laut gestartet, schnell betrunken, und am Ende ohne Plan. Bayern vergab zwar Chancen im Sekundentakt – Kane einmal, Olise einmal – aber das war nur Vorspiel. Dann packte Kane doch noch den Schlenzer aus der Kategorie „das macht er im Schlaf“ und netzte zum 3:1 ein. Ende Gelände.
Bayern München hat gezeigt: Titelkandidat sein ist keine Frage der Leistung, sondern der Selbstüberzeugung. Chelsea durfte als Komparse für die große „Revanche-Show“ herhalten – mit der Eleganz eines DFB-Präsidiums bei einer Krisensitzung.
Das „Finale dahoam“ von 2012 ist damit nicht vergessen, aber immerhin in ein Museum verbannt, wo es neben dem Oktoberfest-Bierkrug und der kaputten Vuvuzela steht. Jetzt träumt man in München vom ganz großen Coup – und das nicht in zarten Worten, sondern mit der Selbstverständlichkeit, mit der hier jedes Jahr ein Trainer gewechselt wird.
Kurz gesagt: Die Mission Titelgewinn hat begonnen. Und diesmal könnte sie tatsächlich länger dauern als ein Wiesn-Besuch mit Maßzahlrekord. Bayern ist wieder da – und das mit der Wucht eines zünftigen Blasmusik-Finales.