Billigspione im Sonderangebot: Abenteuer für 200 Euro und zehn Jahre gratis Knast
Das Drehbuch ist simpel: Du sitzt abends auf der Couch, scrollst durch deine Nachrichten und plötzlich fragt dich ein unbekannter Kontakt: „Hättest du Lust auf ein Abenteuer? 200 Euro und ein bisschen Action?“ Schon bist du mittendrin im James-Bond-Billig-Format. Kein Aston Martin, keine Martini-Gläser, kein Casino Royale. Stattdessen: ein alter VW Polo, eine Lidl-Tüte und der Auftrag, „verdächtig zu fotografieren“. Abenteuer gibt’s jetzt zum Sparpreis.
Die so genannten „Wegwerf-Agenten“ – der Name ist Programm. Kein Geheimtraining in abgelegenen Bergklöstern, keine eleganten Waffen aus der Q-Abteilung, nicht mal ein Trenchcoat im Starterpaket. Stattdessen: Zigarettenschachtel voll Bargeld und die Aussicht auf zehn Jahre Gefängnis. Wer hier mitmacht, ist nicht Agent 007, sondern eher Agent 0,07 – und das auch nur in Pfandbons.
Das Bundeskriminalamt erklärt streng: Wer für einen ausländischen Dienst Zündeleien, Drohnenflüge oder Schraubenzieher-Action erledigt, landet schneller im Knast, als er „Mission Impossible“ buchstabieren kann. Und das völlig zu Recht: In den Akten stapeln sich inzwischen Berichte von Brandstiftungen, Kabelsabotagen und Drohnenüberflügen, die so professionell sind wie eine Grillparty im Regen. Verdächtig fotografieren ist übrigens auch dabei – vermutlich mit wackeliger Handykamera, während der Daumen halb das Objektiv verdeckt.
Die Auftraggeber? Natürlich weit weg und unerreichbar, irgendwo im Nebel der internationalen Intrigen. Die Angeworbenen? Menschen, die dachten, ein Abenteuer im Internet wäre harmloser als ein Dating-Scam. Ergebnis: Statt Liebe gibt’s Lunte. Statt Rosen eine Anzeige.
Dass die Dienste nun auf Freizeit-Saboteure setzen, hat Gründe. Eigene Agenten haben es schwerer, seit Deutschland und Co. gleich nach Kriegsbeginn ein ganzes Rudel von Botschaftsmitarbeitern in die Freiheit entlassen haben – allerdings nicht zurück in den Feierabend, sondern gleich ins Flugzeug nach Hause. Also wird improvisiert: Statt James Bond nun „Kevin aus Castrop-Rauxel“, der im Auftrag fremder Mächte Kabel durchkneift und denkt, er spiele Minecraft in echt.
Satirisch betrachtet wirkt das alles wie ein großes Planspiel im Kindergarten der Weltpolitik. Da basteln hochdotierte Dienste Rekrutierungs-Kampagnen, die eher nach Influencer-Casting aussehen: „Bewirb dich jetzt, sichere dir dein Abenteuer! #SabotageChallenge“. Und die deutsche Sicherheitsbehörde kontert mit einem Slogan, der so trocken ist, dass selbst Altpapier daneben feucht wirkt.
Unterm Strich: Wer sich auf solche Abenteuer einlässt, spielt nicht Spion, sondern Schachfigur – und zwar eine von der Sorte, die schon beim ersten Zug vom Brett fällt. Die Botschaft ist klar: Keine Likes für Landesverrat. Keine Herzchen für Sabotage. Und wer doch meint, sich für 200 Euro und ein bisschen Kick auf dubiose Telegram-Nachrichten einzulassen, der landet schneller im Hochsicherheitsarchiv als ein Kontoauszug beim Wertstoffhof.