CSI: Ahlen – Tatort Mülleimer
Der Mülleimer als Tatort
Schon der erste Stopp bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: In einem Mini-Mülleimer, gedacht für Kaugummipapier und Coffee-to-go-Becher, steckt kopfüber ein schwarzer Müllsack. Hausmüll, versteht sich. Willkommen im Provinz-Thriller: „Die Tonne, die zu klein war.“
Der Sack wird rausgezerrt, aufgeschlitzt – und siehe da: der Jackpot. Zwischen Pizzakartons, Essensresten und dem obligatorischen „Brot vom Vortag“ liegt ein Brief mit Adresse. Ein klarer Fall für das Ordnungsamt. Wobei: Im nächsten Mülleimer liegt gleich noch ein Sack – und wieder dieselbe Adresse. Entweder hat da jemand das Mülltrennungs-Quiz völlig falsch verstanden oder er wollte die städtische Müllverfolgung mal richtig beschäftigen.
Müllschnüffeln im großen Stil
Am ersten Containerstandort wird es noch bunter: Müllsäcke, kaputtes Spielzeug, ein Berg Maisreste (wahrscheinlich vom Grillfest, das nie enden sollte). Hier reicht kein einzelner Blick mehr – hier braucht es Verstärkung. Ein Pritschenwagen wird herbeigerufen, das Team steigt in die Szene ein.
Deckel auf, Fliegen raus. Geruch: irgendwo zwischen „vergessene Turnhalle“ und „Festival-Toilette Sonntagabend“. Mit stoischer Ruhe suchen die Mitarbeiter nach Hinweisen – wie Sherlock Holmes, nur mit Einmalhandschuhen. Immer wieder finden sie Briefe, Rechnungen, Kontoauszüge. Es ist fast, als wollten die Müllsünder absichtlich Autogrammkarten für die Ermittler hinterlassen.
Nebenbei sortiert man Akkus, Farbdosen und Elektroschrott raus. Denn klar: Warum bei der Schadstoffsammelstelle abgeben, wenn man auch direkt für den nächsten LKW-Brand sorgen kann?
Die Kettenreaktion
Doch das eigentliche Problem fängt danach erst an: Jede Tüte zieht neue Tüten an. Erst kommt einer, dann kommt der zweite, und schon wächst ein illegaler Müllberg wie ein ambitioniertes Kunstprojekt. Danach übernehmen die Raben und picken alles auf, die Wespen fühlen sich eingeladen und die Ratten buchen gleich Dauerkarten. Am Ende ist der Radweg eine Mischung aus Imbissbude und Wertstoffhof.
Sperrmüllwunder – aus 4 mach 8
Zum Abschluss noch ein Highlight nahe der Innenstadt: Sperrmüll war angemeldet – vier Kubikmeter. Vor Ort sind es acht. Plus ein Fernseher, der vermutlich seit der WM 2006 nicht mehr funktioniert. Das Phänomen hat einen Namen: die wundersame Müllvermehrung. Ein bisschen wie das biblische Wunder der Brotvermehrung – nur weniger heilig, mehr nachlässig.
Bilanz eines Morgens
Drei Stunden, ein Pritschenwagen voll mit rund 200 Kilogramm Abfall und gleich fünf Adressen, die bald Post vom Ordnungsamt bekommen. Das alles ist kein netter Nebenjob, sondern ein Wettlauf gegen die Mülllawine.
Die städtischen Mitarbeiter sind dabei weniger Straßenreiniger als moderne Helden im Kampf gegen die Ignoranz: Teil Ermittler, Teil Müllmann, Teil Psychologe. Und während sie sich durch Abfälle wühlen, bleibt eine bittere Erkenntnis: In Ahlen ist der Müll nicht nur Abfall – er ist ein Charakterzug.