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Das Comeback des Clowns: Wenn Disney plötzlich Demokratie spielt

Donnerstagmorgen in Burbank: Vor den Disney-Studios weht nicht nur der Duft von überteuertem Popcorn, sondern auch der Wind der Revolution. Die Gewerkschaft SAG-AFTRA, die mehr Medienschaffende vertritt als Disney Figuren im Marvel-Universum hat, veranstaltet ein Spektakel, das eher nach Broadway aussieht als nach Protest. Plakate in XXL, Schauspieler*innen in Tränen – und mittendrin der Aufschrei: „Gebt uns unseren Talkmaster zurück!“

Hashtag-Helden im Internet

Was war passiert? Disney hatte entschieden, dass der Mann mit den ewigen Monologen aus dem Spätprogramm plötzlich überflüssig sei. Manche nennen das eine betriebswirtschaftliche Entscheidung, andere einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. Eine Demonstrantin formulierte es so: „Wenn Disney anfängt, Shows abzusetzen, nur weil die Mächtigen sie nicht mögen, dann ist dieses Land verloren.“ Banahlen ergänzt: Wenn das Land an einem Talkmaster hängt, war es vielleicht schon vorher verloren.

Meinungsfreiheit, Mickey Mouse und Machtspiele

Natürlich bleibt auch der orangefarbene Elefant im Raum nicht unerwähnt. Ein gewisser Ex-Präsident, dessen Lieblingshobby bekanntlich das Niederbrüllen von Talkshows ist, jubelte offen: „Endlich weg mit ihm!“ – frei nach dem Motto: Meinungsfreiheit ist super, solange sie nichts mit anderen Meinungen zu tun hat.

Parallel dazu meldete sich die TV-Legende mit dem grauen Bart aus dem Ruhestand. Sein Kommentar: „In einer autoritären Regierung kann es jeden treffen, auch dich.“ Übersetzt: Heute ist es der Talkmaster, morgen vielleicht der Wetterfrosch – und übermorgen wird selbst die Maus im Disney-Logo zensiert, wenn sie zu kritisch piepst.

Hashtag-Helden im Internet

Die sozialen Medien, das Muttiheft der Empörung, liefen derweil heißer als ein Popcornkessel auf der Main Street. Unter jeder Disney-Werbung tauchte das digitale Äquivalent zum Eierwurf auf: „Ich halte zu Jimmy“, „Abo gekündigt“, „Nie wieder Dumbo“. Das Internet hat gesprochen – und es sprach mit CAPSLOCK.

Promis machten selbstverständlich mit. Eine Schauspielerin riet sarkastisch: „Wenn du gläubig bist, fang an zu beten.“ Der berühmte Radiomann erklärte, er kündige Disney, weil es das Einzige sei, was man in Amerika noch wirklich ernst nehme: das Geld. Oder, wie Banahlen es formuliert: Demokratie gibt’s hier nicht an der Urne, sondern am Streaming-Abo.

Disney knickt ein – oder auch nicht

Und dann die Wendung: ABC, der Fernsehzweig von Disney, kündigt an, die Show zurückzuholen. Begründung: Der Talkmaster sei „fast ein Botschafter“. Genau. Botschafter von was? Vom Spätprogramm, vom Gag über Politiker-Haarschnitte oder vom ewigen Warten auf die Pointe? Jedenfalls wollte man den Sturm im Twitter-Wasserglas hinter sich lassen.

Doch weit gefehlt: Eine konservative Lobbygruppe rief sofort zum Boykott auf, weil Meinungsfreiheit offenbar nur dann gilt, wenn sie das eigene Weltbild bestätigt. Und die Sinclair Broadcast Group, ein Medienhaus mit dem Charme einer Parteiversammlung, erklärte kurzerhand: „Wir senden lieber Nachrichten.“ Nachrichten – also das Format, das so seriös ist wie eine Telenovela, nur mit weniger Humor.

Die große Frage: Wird er zahm?

Alle Augen richten sich nun auf die Rückkehrshow. Wird der Talkmaster seine Zunge zügeln, die Gags abmildern, das Monolog-Schwert stumpf feilen? Oder wird er mit einem Feuerwerk aus Seitenhieben starten, das die konservative Medienblase sofort platzen lässt? Seine Fans erwarten Letzteres – Disney wahrscheinlich das Gegenteil.

Das Ganze ist kein Kulturkampf, sondern ein Clownskampf. Wenn in den USA das Schicksal der Demokratie davon abhängt, ob ein Mann mit Krawatte abends Witze machen darf, dann sollte man den Heimatpreis vielleicht gleich an die Late-Night-Satire verleihen. Denn eins ist sicher: Wer sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten den Mund verbieten lässt, kriegt ihn am Ende im Internet doppelt so laut aufgerissen.