Das Deutschlandticket – vom Billigwunder zum Luxusabo auf Raten
Die große Illusion: Mobilitätswende
Damals, 2023, war es wie ein Heilsversprechen: „Alle raus aus den Autos, für nur 49 Euro ab in die Bahn!“ – die große Mobilitätswende, die endlich die SUVs von den Straßen fegen sollte. Manche glaubten, das Ticket würde nicht nur Staus auflösen, sondern auch das Weltklima retten, die Demokratie stabilisieren und die Deutsche Bahn pünktlich machen.
Heute sieht man die Pendler wieder grimmig am Steuer, während der Regionalexpress irgendwo zwischen Hamm und Nirgendwo 37 Minuten „auf die Weiterfahrt wartet“. Das Ticket bleibt: ein Preisschild mit Idealfunktion. Die Wende? Eher ein Knoten in der Weiche.
Politik als Theater – mehr Konferenz als Verkehr
Natürlich, es wird getagt. Konferenzen, Arbeitskreise, Koalitionsrunden – Deutschland liebt Gremien mehr als funktionierende Gleise. Der Bundesverkehrsminister glänzt dabei durch Abwesenheit. Haushaltswoche, heißt es. Vermutlich muss er in Berlin gerade Excel-Tabellen sortieren, während draußen das Volk mit der Frage ringt, ob man für 62 Euro wirklich noch Lust hat, zwischen Schienenersatzverkehr und klemmender Zugtür zu pendeln.
Die Länder streiten, ob 62 Euro reichen oder ob 64 Euro „sozialverträglich“ klingt. Sozialverträglich! Das Lieblingswort der Politik. Übersetzt: „Wir drehen an der Preisschraube, aber wir lächeln dabei.“
Drei Milliarden für warme Klimaanlagen
Bund und Länder kippen jährlich drei Milliarden Euro in den ÖPNV. Klingt nach einem Schatz, reicht aber gerade so, damit in zwei von fünf Regionalzügen die Klimaanlage im Sommer nicht streikt. Die Verkehrsunternehmen jammern wie Opernsänger im Dauerhochton: „Mehr Geld, bitte!“ – und schon wird aus der Mobilitätswende ein „Mobilitätsende“.
Kritiker und die große Empörung
Der Sozialverband ruft: „Eine Preiserhöhung wäre fatal!“ Fatal, das klingt, als stünde die Republik kurz vor der Staatskrise. Und tatsächlich: Wenn man dem deutschen Volk die billige Monatskarte klaut, dann droht mehr Unruhe als bei einem WLAN-Ausfall im ICE.
Die Pendler wissen: Noch ein paar Euro drauf – und der Diesel-Golf rollt wieder aus der Garage. So sieht also die Verkehrswende à la Deutschland aus: Man dreht eine Runde im Kreisverkehr und nennt es Fortschritt.
Der Zaubertrick: Indexierung
Und dann kommt die geniale Idee: Preissteigerung nach Inflationsindex! Damit ist die Monatskarte bald dynamischer als der Aktienkurs von Tesla. Heute 62, morgen 72, übermorgen 112. Am Ende kostet das Ticket mehr als ein Kurzurlaub in Malle – allerdings mit dem Vorteil, dass man mit dem Ticket nie wirklich irgendwo ankommt.
Die Vision: Stabil bis 2029 – angeblich
Im Koalitionsvertrag steht, der Preis soll stabil bleiben. Papier ist geduldig, Pendler auch – gezwungenermaßen, wenn sie wieder einmal im Zug festhängen, weil ein „Fahrgast auf den Gleisen“ spazieren geht. Stabilität heißt hier: stabil nach oben.
Das Deutschlandticket wollte ein Symbol sein: Einfach, günstig, praktisch. Stattdessen ist es heute ein Mahnmal deutscher Politik: Komplex, teurer, unzuverlässig. Ein Ticket, das mehr mit Inflationsraten als mit Fahrplänen zu tun hat.
Die Bahn bleibt verspätet, die Preise steigen, und die Mobilitätswende? Die klemmt irgendwo zwischen zwei Weichen fest.
Mein Urteil: Das Deutschlandticket ist wie ein Regionalzug im Hochsommer. Es riecht nach Schweiß, es quietscht, es wackelt – und am Ende steigt man aus mit dem Gefühl: Für 49 Euro war’s wenigstens noch ein Schnäppchen.