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Demokratie im Sonderangebot: Warendorf verteilt 100.000 Euro für Gedenkstätten, Workshops und PowerPoint-Pädagogik

Es war der 29. August, als im ehrwürdigen Kreishaus ein neues Kapitel der Pädagogik aufgeschlagen wurde: „Demokratie leben lernen“ – ein Programm, das so klingt, als hätte jemand in einer PowerPoint-Präsentation die Schlagworte „jung“, „förderfähig“ und „Extremismus“ in eine Excel-Tabelle geworfen und daraus ein Fördertopf destilliert. Nun stehen 100.000 Euro jährlich bereit, damit Kinder und Jugendliche im Kreis Warendorf lernen, dass Demokratie mehr ist als das Stimmkreuz neben der Partei mit den schönsten Wahlplakaten.

Warendorf startet Schulförderprogramm: Demokratie zum Mitnehmen, unbürokratisch und garantiert ohne Eigenmittel

Geld für Gedenkstätten, Workshops und Lehrer mit Durchhalteparolen

Von Gedenkstättenfahrten über Workshops bis zu Lehrerfortbildungen – das Programm will alles fördern, was nach „Demokratiepädagogik“ riecht. Für jede Schule gibt’s bis zu 6.000 Euro im Jahr. Das ist ungefähr der Betrag, den man braucht, um eine Busfahrt nach Berlin zu finanzieren, inklusive belegter Brötchen und einer Powerbank für den Lehrer, der sonst wieder über leere Handys lamentiert.

Das Beste: Keine Eigenmittel. Keine nervigen Fördervereins-Sitzungen, kein Kuchenverkauf, um das Mahnmal in Auschwitz zu besuchen. Einfach Antrag stellen, Haken dran, Demokratiepädagogik wie aus dem Automaten ziehen.

60 Erwachsene im Kreishaus – ein seltenes Schauspiel

Zur Auftaktveranstaltung strömten über 60 Lehrkräfte, Schulleitungen und Bürgermeister ins Kreishaus. Ein Schauspiel der besonderen Art: Politiker schüttelten Hände, Lehrer kritzelten Notizen, und im Hintergrund summte die Kaffeemaschine wie das beruhigende Grundrauschen der Demokratie.

Der Landrat hielt eine Rede, warnte vor Extremismen aller Couleur – rechts, links und religiös. Besonders Jugendliche seien anfällig für Parolen und Fake News. Kurz gesagt: Während die Erwachsenen im Saal nickten, checkten die Jugendlichen draußen vermutlich TikTok.

Demokratiearchiv statt Klassenbuch

Besonders stolz präsentierte sich das Kreisarchiv. Als „außerschulischer Lernort“ versteht es sich nun nicht mehr nur als Papierspeicher für vergilbte Ratsprotokolle, sondern als Heldenzentrale im Kampf gegen Extremismus. Mit archivpädagogischen Angeboten will man Jugendliche davon überzeugen, dass das Lesen alter Dokumente mindestens so spannend ist wie Netflix – nur eben mit mehr Fußnoten.

Markt der Möglichkeiten: Demokratie zum Probieren

Nach der Theorie ging es ins Foyer, wo ein „Markt der Möglichkeiten“ aufgebaut war. Acht Stände, acht Chancen, Demokratiebildung wie kleine Häppchen vom Buffet zu kosten. Von Kreisarchiv bis VHS Ahlen, von Villa ten Hompel bis Haus Neuland – die Stände wirkten wie ein Mix aus Bildungsmesse und Jahrmarkt: „Hier, probieren Sie mal eine Dosis Medienkompetenz!“ – „Kommen Sie vorbei, wir haben Integrationspädagogik im Sonderangebot!“

Schülerinnen berichten – Zeitzeuge inklusive

Zwei Schülerinnen vom Gymnasium St. Michael berichteten, wie beeindruckend es war, von einem DDR-Zeitzeugen persönlich zu hören. Demokratiepädagogik zum Anfassen, sozusagen. Dass der Zeitzeuge gleich selbst danebenstand, machte das Ganze zu einer Art „Meet & Greet“ mit Geschichte.

Auch das Friedensbündnis Ahlen durfte ran und kündigte die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ für den Herbst an. Denn Demokratie lebt eben auch davon, dass man sich ständig daran erinnert, was passiert, wenn man sie nicht pflegt – ähnlich wie beim Zahnarzt.

Demokratie aus dem Fördertopf

„Demokratie leben lernen“ startet also mit großem Tamtam und kleinem Fördertopf. Aber immerhin: unbürokratisch, ohne Eigenmittel, und mit ausreichend Süßholzraspelei im Kreishaus. Ob das reicht, um TikTok-Parolen zu übertönen? Vielleicht nicht. Aber sicher ist: Für 100.000 Euro im Jahr lässt sich zumindest eine ganze Menge Demokratie auf Klassenfahrt packen.