Demokratie mit Einschreiben – Dortmund übt den Wahlmarathon
Damit auch ja kein Stimmzettel verloren geht, hat die Stadt Dortmund einen Bürokratie-Leitfaden herausgegeben, der so komplex ist, dass er problemlos als Ersatz für Sudoku gelten könnte.
Der Countdown läuft: 16 Uhr, Punktlandung!
Wer glaubt, Demokratie ende an der Wahlurne, irrt. Sie endet an der Sammelstelle für Briefwahlunterlagen. Spätestens am Wahltag um 16 Uhr muss der Umschlag beim Kommunalen Wahlbüro landen. 16 Uhr – nicht 16:05, nicht „ich stand noch im Stau“. Wer zu spät kommt, den bestraft nicht nur das Leben, sondern auch das Wahlrecht.
Natürlich kann man seine Stimme portofrei in den gelben Rachen der Deutschen Post werfen. Oder – für Abenteuerlustige – direkt in die Hausbriefkästen am Stadthaus oder am Königswall. Diese werden am Wahlwochenende so regelmäßig geleert, dass man sich fragt, ob da nicht schon heimlich DHL-Drohnen im Einsatz sind.
Die Qual der Wahl – oder: Mit Schein ins Glück
Wer Briefwahlunterlagen beantragt, hat die Wahl eigentlich schon verloren: ab jetzt geht’s nur noch mit dem beigelegten Wahlschein. Ohne den ist alles nichts. Der Wahlschein ist sozusagen das VIP-Bändchen der Demokratie – ohne ihn kein Eintritt in die heiligen Wahlkabinen.
Aber Vorsicht: Der Wahlschein gilt nur im richtigen Wahlbezirk. Wer versehentlich im Nachbarbezirk auftaucht, darf höchstens den Kaffee riechen, aber kein Kreuz setzen. Zum Glück kann man online nachsehen, wo genau man hinmarschieren darf – ein Service, der immerhin moderner ist als die Faxgeräte, die im Hintergrund noch die Anträge verwalten.
Öffnungszeiten wie beim Bäcker
Das Kommunale Wahlbüro öffnet in der Wahlwoche seine Pforten zu Zeiten, die jedem Discounter zur Ehre gereichen würden: Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr – ein klarer Hinweis darauf, dass Demokratie in Dortmund vor allem Feierabendkompatibilität bedeutet. Freitag nur bis 15 Uhr, schließlich muss man ja noch rechtzeitig ins Wochenende starten.
Wer Unterlagen für andere abholen will, braucht eine Vollmacht. Praktisch: Die gibt’s gleich auf der Wahlbenachrichtigung. Noch praktischer: Man kann damit auch die Freundschaft testen. Denn nichts verbindet so sehr wie das Vertrauen, dass der Kumpel die Stimme nicht gegen einen Kasten Bier eintauscht.
Wenn die Post mal wieder streikt
Sollte der Wahlbrief nicht rechtzeitig ankommen, dürfen die Betroffenen eine eidesstattliche Versicherung abgeben: „Ich schwöre, der Umschlag ist wirklich nicht da!“ Nur dann gibt’s Ersatzunterlagen. Demokratisches Vertrauen funktioniert also nur noch mit Unterschrift und Formular C-42.
Und falls die Unterlagen am Ende doch im Briefkasten liegen? Nun ja – dann hat man eben zwei Stapel Papier für die Pinnwand.
Deadline-Drama: Der letzte Akt
Spätestens am Freitag, 12. September, um 15 Uhr, ist endgültig Schluss mit Beantragen. Danach geht nur noch was, wenn man ein ärztliches Attest vorlegt, das beweist: „Ich bin wirklich pünktlich zum Wahlwochenende krank geworden.“ So schafft es die Demokratie immerhin, selbst Grippeviren zu verrechtlichen.
Die Kommunalwahl in Dortmund ist kein simpler Urnengang, sondern ein mehrtägiges Strategiespiel zwischen Briefkasten, Bürokratie und Blutdruck. Wer es schafft, seine Stimme rechtzeitig abzugeben, darf sich nicht nur Wähler nennen, sondern auch Gewinner im Endgegner-Level „Kommunale Verwaltung“.
Kurz gesagt: Dortmund zeigt mal wieder, dass Demokratie nichts für schwache Nerven ist. Aber immerhin ist sie – im Gegensatz zur Briefmarke – portofrei.