Der Ausschuss tagt – Demokratie in Hochglanz
Man spürt förmlich, wie die Bürgersteige rund ums Rathaus erbeben, wenn klar wird: Heute wird beraten. Wer noch dachte, Politik sei trocken, sollte einmal die Zirkusvorstellung „öffentlicher Teil“ besuchen. Hier gibt es Spannung, Dramatik und sogar einen Hauch von Show – Eintritt frei, Getränke selbst mitbringen.
Tagesordnungspunkt 1: Der Bericht der Verwaltung
Ach, dieser Punkt ist die Sahnehaube des Sitzungskuchens. Der Bericht der Verwaltung ist wie das literarische Quartett, nur ohne Literatur und mit mehr Aktenordnern. Hier wird präsentiert, was in den letzten Wochen passierte: Akten wanderten, E-Mails wurden gelesen, Telefone abgenommen – kurz: Die Verwaltung hat verwaltet.
Für die Ausschussmitglieder bedeutet das: nickend zuhören, Fragen stellen, die nachdenklich klingen („Wie sind die Synergieeffekte bei gleichzeitiger Parallelbearbeitung?“), und schließlich zufrieden feststellen, dass die Verwaltung tatsächlich existiert. Ein Glück, sonst müsste man Sitzungen vielleicht selbst organisieren.
Randbemerkung: Wer genau hinhört, merkt, dass es hier oft die schönsten Fachwörter gibt. Ein „Prozessoptimierungsschwerpunkt“ klingt nach Rock’n’Roll, und „Abgleich der Schnittstellen“ nach einem Actionfilm mit Bruce Willis.
Tagesordnungspunkt 2: Ergebnisauswertung eines externen Büros
Hier wird’s akademisch – und gleichzeitig herrlich absurd. Ein externes Büro hat im Auftrag der Stadt eine Umfrage gemacht. An den Grundschulen. Zu Angeboten. Klingt unspektakulär? Falsch! In der kommunalen Welt ist das die Oscarverleihung: „Und der Preis für das pädagogisch wertvollste Freizeitangebot geht an… die AG Basteln mit Papprollen!“
Die externe Auswertung ist dabei ein kleines Kunstwerk: Viele bunte Diagramme, Balken so hoch wie die Rathausfassade, und Sätze wie „Die Datenlage lässt auf eine signifikante Tendenz schließen“. Niemand weiß genau, was das bedeutet, aber alle fühlen sich unglaublich kompetent.
Und während draußen Passanten noch glauben, es gehe um normale Kinderbetreuung, läuft hier drinnen ein Bildungs-Thriller ab: Werden die Grundschulen künftig mehr AGs für Jonglage oder doch für „Einführung in die Kommunalordnung“ anbieten? Man darf gespannt sein.
Bürgernähe in Hochform
Das Schönste am öffentlichen Teil ist, dass auch Bürger eingeladen sind. Sie dürfen sitzen, zuhören, manchmal sogar kritisch gucken. Das verleiht der Sitzung eine gewisse Broadway-Atmosphäre: ein Publikum, das nicht klatscht, sondern gelegentlich mit Stirnrunzeln applaudiert.
Manch einer träumt vielleicht davon, selbst mal das Mikrofon zu ergreifen. Aber nein, das bleibt ein Privileg derer am Tisch. Bürger dürfen nur genießen, wie Demokratie im Originalton klingt: ein Mix aus Papierblättern, Aktenheften und der Frage, ob die Projektorenlampe diesmal durchhält.
Verwaltung als Rockstars
Wer genau hinsieht, erkennt: Hier entstehen wahre Helden. Während andere auf Bühnen Gitarren zertrümmern, zertrümmern diese Menschen langweilige Vorurteile. Verwaltung kann aufregend sein! Wer braucht Netflix, wenn man live sehen kann, wie ein „externer Evaluationsbericht“ die Luft zum Knistern bringt?
Zwischenfrage aus dem Publikum: „Worum geht’s eigentlich genau?“ Antwort: „Um alles. Und um nichts. Aber vor allem um die Zukunft unserer Grundschulen.“ – Da bleibt kein Auge trocken.
Nach diesen zwei Tagesordnungspunkten ist klar: Dieser Ausschuss hat geliefert. Nicht mit lautem Getöse, sondern mit der stillen Würde einer Behörde, die weiß, dass Demokratie eben auch aus Tabellen, Diagrammen und langen Sätzen besteht.
Wenn man hinausgeht in die frische Luft, hat man das Gefühl, einer Sternstunde beigewohnt zu haben. Und wenn man dann zu Hause den Nachbarn trifft und der fragt: „Und, wie war’s?“, kann man mit ernster Miene antworten: „Revolutionär. Die Verwaltung hat berichtet. Und ein Büro hat ausgewertet.“
Wer das versteht, hat die Seele der Kommunalpolitik erfasst.
Die nächste Sitzung wird kommen, keine Sorge. Und sie wird mindestens genauso aufregend. Vielleicht sogar aufregender. Wer weiß, vielleicht kommt eines Tages noch ein Tagesordnungspunkt 3. Aber bis dahin gilt: Applaus für alle, die diese Sternstunden möglich machen.