Der bundesweite Warntag – Deutschlands Generalprobe für den Weltuntergang
Alarm, Alarm!
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – kurz: die Bundesbehörde für apokalyptische Melodieproben – drückt auf den großen roten Knopf. Ab diesem Moment vibriert die Republik: Handys piepen, Radios plärren, Sirenen heulen, und irgendwo meldet sich auch ein vergessener Pager von 1998 zu Wort.
Das Ganze läuft über das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS). Ein Name, der klingt wie ein Staubsaugerroboter, tatsächlich aber das komplette Land zum Mitschwingen bringt.
Wenn sogar die Kaffeemaschine mitmacht
Neben den Klassikern wie Rundfunk, Fernsehen und Warn-Apps kommen immer neue Kanäle hinzu. Digitale Anzeigetafeln, Lautsprecherwagen, Sirenen, und – man glaubt es kaum – sogar Taxi-Dachtafeln blinken in leuchtendem Orange: „Katastrophe incoming! Bitte anschnallen!“
Der Höhepunkt der letzten Jahre war allerdings eine Kaffeemaschine, die versehentlich die Warnmeldung ausspuckte. Statt Cappuccino gab’s Alarmstufe Latte Macchiato. Deutschland eben: Hier kann selbst ein Haushaltsgerät Bürgerpflicht zeigen.
Cell Broadcast: Die SMS des 21. Jahrhunderts
Seit 2022 gibt es auch Cell Broadcast. Millionen Handys bekommen gleichzeitig die gleiche Nachricht: „Achtung, das ist nur ein Test!“ – was ungefähr so klingt wie die deutsche Version von „Netflix and Chill“.
Blöd nur: Während andere Kanäle sowohl Warnung als auch Entwarnung liefern, kann Cell Broadcast bislang nur schreien, nie beruhigen. Wer also nach 11:45 Uhr immer noch glaubt, der Meteorit sei unterwegs, hat einfach Pech gehabt.
Die große Entwarnung
Um 11:45 Uhr tönt landesweit das kollektive „Alles wieder gut“. Die Sirenen beruhigen sich, die Radios spielen wieder Schlager, und die Handys legen eine Verschnaufpause ein. Nur der Deutsche selbst bleibt skeptisch: „War das jetzt nur ein Test oder schon die Realität?“
Die Bürger dürfen mitspielen
Passend zur deutschen Gründlichkeit folgt danach eine Online-Umfrage. Dort können Bürger berichten, ob sie die Warnung gehört, gesehen oder verschlafen haben. Ergebnis bisher: 73 Prozent wurden per Cell Broadcast erreicht, 59 Prozent durch Apps oder Sirenen – und 100 Prozent durch den Nachbarn, der um Punkt 11 panisch durchs Treppenhaus brüllte.
Der Warntag ist kein simpler Test – er ist ein deutsches Ritual, so festlich wie Weihnachten, nur mit mehr Dezibel. Er zeigt, dass dieses Land auch in der Katastrophe funktionieren will wie beim Amtsschalter: „Nummer ziehen, warten, Piepton beachten.“
Und während anderswo Tsunamis, Erdbeben oder Vulkane den Ernstfall liefern, bleibt Deutschland sich treu: Man übt für das Schlimmste – und trinkt danach erstmal Kaffee.