Der Marienplatz wird zum Drift-Paradies – ein Lkw, der zu viel wollte
Die Geschichte beginnt ganz harmlos: Ein Sattelschlepper, vermutlich mit dem Selbstbewusstsein eines Formel-1-Boliden, beschließt auf dem Marienplatz zu wenden. Und zwar so richtig. Wer braucht schon Kreisverkehre, wenn man einen historischen Platz mit liebevoll verlegtem Pflaster hat, das nur darauf wartet, in die Rente geschickt zu werden?
Das Resultat: Rillen tief wie die Wunden in der Seele eines Stadtplaners. Die Passanten stehen nun vor Bauzäunen und Schranken und blicken auf das, was einmal der Stolz der Innenstadt war – jetzt ein Mahnmal für die Frage: „Was kann schon schiefgehen?“
Die Stadt reagierte prompt und sperrte den Platz, bevor jemand auf die Idee kam, dort Mountainbike zu fahren oder Eintritt zu verlangen. Jetzt rollen keine Autos mehr, sondern nur noch Messräder und Beamte mit Klemmbrett.
Ein Sprecher der Umweltbetriebe erklärte mit bewundernswerter Sachlichkeit: „Wir werden den Schaden jetzt untersuchen.“ Übersetzt heißt das: „Wir stehen kopfschüttelnd daneben und hoffen, dass sich das Pflaster irgendwie von selbst repariert.“
Man wolle herausfinden, „unter welchem Aufwand der Platz wiederhergestellt werden kann“. Eine charmante Umschreibung für: „Wie viele Wochen dauert es diesmal, und wie viel kostet es uns an Nerven, Kaffee und Fördermittel?“
Das Ziel ist klar: Der Platz soll „so bald wie möglich“ wieder geöffnet werden – also irgendwann zwischen „bald“ und „wenn der Weihnachtsmarkt kommt“. Einen konkreten Termin will aber niemand nennen. Schließlich braucht man in Ahlen keine Deadline, wenn man stattdessen Geduld und Absperrgitter hat.
Die Polizei hat derweil schon die Personalien des Verursachers festgestellt. Man darf also hoffen, dass der Fahrer demnächst Post bekommt – wahrscheinlich mit einem Foto seines Kunstwerks und der höflichen Frage: „Wie hätten Sie’s denn gern bezahlt?“
Und so steht der Marienplatz da: still, eingezäunt, mit dem Charme einer archäologischen Ausgrabung. Die Passanten schauen, schütteln den Kopf, machen Fotos – vielleicht landet der Ort bald auf Google Maps als „Lkw-Denkmal von Ahlen“.
Eines ist sicher: Der Schaden ist ärgerlich, aber das Stadtmarketing hat jetzt wenigstens ein neues Gesprächsthema. Vielleicht gibt’s ja bald Führungen: „Hier sah man einst Kopfsteinpflaster – bis der Asphaltgott persönlich kam.“