Deutschland gegen Nordirland – Wenn Fußball zur Operette wird
Lange Bälle, lange Gesichter
Die Analyse des Spiels könnte man abkürzen: Beide Mannschaften schossen lange Bälle, als gäbe es dafür Bonuspunkte bei der Darts-WM. Der Bundestrainer aber erklärte nach dem Spiel der BBC: „Nicht einfach, diese ganzen langen Bälle zu verteidigen.“ Übersetzt heißt das: „Wir mögen Ballbesitz, solange wir ihn selbst haben.“
Der Kapitän bemühte sich diplomatisch und nannte Nordirlands Spielweise einen „besonderen Stil“. Der Bundestrainer aber schoss verbal nach: „Nicht schön anzusehen.“ Zack! Damit war die Stimmung endgültig auf dem Niveau eines Samstagabends im Irish Pub, wenn das Guinness ausgeht.
Nordirland schäumt – Guinness mit Schaumkrone
Die Nordiren reagierten wie beleidigte Künstler, deren Werk bei „Bares für Rares“ nur mit einem Hunni taxiert wird. Ein TV-Experte mit 54 Länderspielen nannte die Aussagen „respektlos“. Er erinnerte daran, dass auch Deutschland permanent lange Bälle drosch. „Sieh’s dir nochmal an, Chef!“, so der Subtext, „ihr habt’s doch genauso gemacht!“
Ein zweiter Ex-Nationalspieler schob gleich hinterher: „Keine Sorge, beim Rückspiel in Belfast bekommt er einen guten Empfang.“ Ein Satz, der so klingt, als könnte der Bundestrainer sich schon mal auf Dudelsackmusik in Endlosschleife einstellen – und auf einen Rasen, der eher Moorwiese heißt.
Fußballästhetik à la Betonmischer
Nordirland verteidigte sich: „Das ist, wer wir sind, und wer wir immer waren.“ Ein Geständnis mit dem Pathos einer Nationalhymne und der Taktik eines Betonmischers. Lange Bälle, viele zweite Bälle, zehn Mann hinterher – kein Augenschmaus, aber effektiv. Der Bundestrainer gab das immerhin zu. Am Ende zeigte die Statistik: Beide Teams feuerten exakt 45 lange Bälle. Anteil an allen Pässen: Deutschland 6 Prozent, Nordirland fast 25.
Mit anderen Worten: Der Unterschied lag nicht in der Methode, sondern im Bekenntnis dazu. Deutschland tut so, als sei das alles nur ein Unfall – Nordirland dagegen nennt es stolze Tradition.
Ein Spiel, das eher nach Rugby roch als nach Tiki-Taka, sorgt für internationales Theater. Deutschland gewinnt, Nordirland fühlt sich beleidigt, und die Statistik lacht sich ins Fäustchen. Der Bundestrainer bekommt in Belfast garantiert „einen guten Empfang“ – vielleicht samt Dudelsack, Guinness und 45 weiteren langen Bällen.
Bis dahin gilt: Schönheit liegt im Auge des Ballbesitzers. Und wenn beide Mannschaften den Ball gleichzeitig hoch und weit prügeln, dann ist das vielleicht kein schöner Fußball – aber immerhin ein ehrlicher.