Dolberg hebt ab – mit Spaten und Stahlrohr
Beton, Rohre und ein Regenbecken fürs Volk
Die ersten Arbeiten laufen bereits: 700 Meter Stahlbetonrohre werden verlegt, als hätte man sich vorgenommen, Ahlen direkt an die Kanalisation von Berlin anzuschließen. Zusätzlich wird ein Regenrückhaltebecken gebaut – praktisch ein Swimmingpool, aber ohne Badegäste, dafür mit ganz viel „dosierter Weiterleitung“. Klingt nach einer Wasserdisco, ist aber nur der Versuch, Regen zu managen, als wäre er ein renitenter Praktikant.
Parallel entsteht eine sechs Meter breite Baustraße, die schon bald Lastwagen, SUVs und vermutlich auch den einen oder anderen orientierungslosen Radfahrer aufnehmen soll. Ein neuer Fuß- und Radweg verbindet das Ganze dann mit dem Ostdolberger Weg – damit auch Spaziergänger live dabei sein können, wenn die Wirtschaft expandiert.
Ampeln, Sperrungen und die große Umleitungsshow
Damit niemand vergisst, dass Fortschritt Opfer verlangt, wird während der Bauzeit die Uentroper Straße halbseitig gesperrt. Eine Ampel regelt den Verkehr – das heißt, sie produziert Staus mit System. Buslinien werden umgeleitet, Anwohner informiert, und der Kanuverein bekommt eine neue Zufahrt, vermutlich direkt durchs Regenbecken.
Der Hermesweg wird zeitweise voll gesperrt. Wer also dachte, er könne entspannt nach Hause fahren, bekommt ab sofort den pädagogischen Hinweis: „Straßen sind auch nur Menschen – manchmal brauchen sie eine Pause.“
Quadratmeter zum Schnäppchenpreis
82.000 Quadratmeter umfasst das neue Gewerbegebiet. Das klingt nach viel, ist aber schon zu einem Drittel vergeben – an zwei lokale Handwerksbetriebe, die wahrscheinlich beim Spatenstich gleich ihre eigenen Parzellen markiert haben.
Für den symbolischen Quadratmeterpreis von 90 Euro dürfen sich Interessierte noch ein Stück Dolberger Zukunft sichern. Ein echtes Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man dafür in München gerade mal ein Parkticket für zwei Stunden bekommt.
Pathos, so dick wie der Beton
Offiziell heißt es: „Ein Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit der Stadt.“ Tatsächlich sieht es aus wie eine Ackerfläche mit Ambitionen. Aber in der politischen Fantasie wird hier ein Silicon Valley des Münsterlands entstehen – mit Handwerksbäckerei, Bauhof und vielleicht einem Start-up, das Smart-Parkbänke mit WLAN entwickelt.
„Hier unternehmen die Unternehmer etwas“, lautet das Fazit – eine Erkenntnis, die man vermutlich auch ohne Ausschusssitzung hätte formulieren können.
Ausblick: Sommer 2026
Bis Sommer 2026 soll das alles fertig sein. Bis dahin fließen Beton, Tränen und Fördergelder. Dann wird man stolz durch Ostdolberg spazieren und sagen: „Hier war früher nichts – und jetzt ist hier… Gewerbe.“ Ein Satz, der in Ahlen vermutlich in Stein gemeißelt wird.