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Dortmund: Wenn Mama das Taxi spielt – und warum Schulstraßen jetzt die neue Revolution sind

Ach, der Schulweg – jener tägliche Slalom zwischen SUVs, nervösen Eltern und überforderten Verkehrsschildern. Eigentlich sollte er der Einstieg ins Leben sein, so eine Art pädagogischer Morgenspaziergang in die Zukunft. Stattdessen ist er für viele Kinder ein Crashkurs in Verkehrschaos und Überlebenstraining.

Dortmund: Wenn Mama das Taxi spielt – und warum Schulstraßen jetzt die neue Revolution sind

Denn während die Kleinen noch die Schuhe binden, laufen im Hintergrund schon die Motoren warm: das Elterntaxi-Geschwader. Ein Konvoi aus überdimensionierten Stadtpanzern, liebevoll „Familienkutschen“ genannt, drängt sich Zentimeter für Zentimeter an den Schultoren vorbei – mit derselben Entschlossenheit wie Rallyefahrer in der Wüste. Nur dass hier die Düne der Bürgersteig ist und die Beute ein Parkplatz direkt vor dem Schultor.

Das Projekt „Schulstraße“ – der Feldversuch im Großversuch „Vernunft“

Die Stadt hat nun gesagt: So geht’s nicht weiter.
Man hat also die radikalste Maßnahme seit der Erfindung des Zebrastreifens beschlossen – die Schulstraße.
Für alle, die das Konzept nicht kennen: Eine Schulstraße ist eine Straße, die während der morgendlichen Stoßzeit für den Autoverkehr gesperrt wird. Also das, was früher schlicht „gesunder Menschenverstand“ hieß.

Das Ziel: Kinder sollen zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, ohne ständig um ihr Leben zu hupen.
Die Idee ist so simpel wie revolutionär – man fragt sich, warum man darauf nicht schon 1987 gekommen ist. Wahrscheinlich, weil damals Eltern ihre Kinder noch einfach laufen ließen – ganz ohne GPS-Tracker, reflektierende Westen und panisches Rückspiegel-Starren.

Ergebnisse, die überraschen (außer niemanden)

Nun hat die Stadtverwaltung das Pilotprojekt „Schulstraßen“ ausgewertet. Das Fazit?
Schulstraßen wirken.
Das klingt fast wie ein Werbeslogan für Pflaster oder Erkältungstee, ist aber das offizielle Ergebnis monatelanger Untersuchungen, Workshops und wahrscheinlich auch einer PowerPoint mit 87 Folien.

Kaum wurden die Straßen gesperrt, atmete das Viertel auf. Kinder kamen sicher an, Eltern blieben gelassener – zumindest jene, die ihre Kinder nicht aus Prinzip trotzdem 20 Meter weiter absetzen.
Die Luft war frischer, die Nerven stabiler, und manche Kinder entdeckten zum ersten Mal, dass die Schule gar nicht von einer vierspurigen Schnellstraße umgeben ist.

Elterntaxi außer Dienst

Natürlich gibt es auch die Skeptiker. Die, die sagen: „Aber mein Kind kann nicht laufen, es ist so früh, und außerdem regnet’s vielleicht irgendwann mal!“
Doch das Argument zieht nicht mehr – denn offenbar funktioniert das Konzept auch bei Nieselregen und Temperaturen unter 20 Grad.
Die Kinder sind robuster, als man dachte. Manche kamen sogar lachend an. Ohne Helm, aber mit Stolz.

Revolution im Kleinformat

Was bleibt, ist ein klares Ergebnis: Schulstraßen retten Nerven, Umwelt und wahrscheinlich auch den Glauben an die Menschheit.
Und wer weiß – vielleicht folgen bald die nächsten mutigen Schritte: autofreie Kitas, stressfreie Spielplätze, oder das ganz große Ding – der Parkplatz der Vernunft.

Bis dahin gilt: Wer sein Kind liebt, fährt es nicht direkt bis ins Klassenzimmer.
Und wer das trotzdem tut, bekommt demnächst vielleicht sein eigenes Pilotprojekt: den Elterntaxi-Führerschein, inklusive Rückfahrkamera, Geduldstraining und Verkehrspsychologe zum Mitfahren.