Dortmunds Ratssitzung: Abschied, Amtseid und Applaus im Demokratie-Varieté
Man könnte meinen, bei der 35. Sitzung sei die Routine längst durchdigitalisiert, aber nein – die Ratsmitglieder zeigten noch einmal, was in ihnen steckt: Applaus, Anträge, Änderungsanträge und die große Kunst, in 15 Minuten über „wichtige Beschlüsse“ zu sprechen, die niemand außerhalb des Verwaltungsgebäudes je verstehen wird.
„Letzte Sitzung“ – oder: Wenn Demokratie nochmal schnell durchwischt
Es war ein bisschen wie der letzte Schultag: Die einen kamen mit gespitztem Bleistift und verbeulten Aktenordnern, die anderen mit nostalgischem Blick und dem stillen Gedanken „Endlich Urlaub!“. Zwischen Haushaltsplänen, Schulinvestitionen und Diskussionen über „künftige Landmarken“ (die in Dortmund grundsätzlich immer groß gedacht, aber erst in 15 Jahren eingeweiht werden) lag diese unverwechselbare Mischung aus Pathos, Pragmatismus und PowerPoint-Präsentation.
Und als wäre das noch nicht genug Emotion, stand der Tag unter dem Motto: Abschied und Neubeginn. Einige Ratsmitglieder wurden verabschiedet – vermutlich mit Blumen, Urkunden und einem kurzen Moment kollektiver Rührung. Wer es geschafft hat, 35 Sitzungen lang wach zu bleiben, verdient ohnehin eine Medaille aus recyceltem Stadtsilber.
Ein Amtseid wie aus dem Lehrbuch
Doch wo etwas endet, da beginnt bekanntlich auch etwas Neues. Und so wurde feierlich eine neue Dezernentin vereidigt. Arbeit, Soziales, Sport und Freizeit – das klingt nicht nur nach einem Marathon-Themenmix, sondern ist auch einer. Das Publikum applaudierte, der Oberbürgermeister sprach Worte der Würde, und die Atmosphäre schwankte irgendwo zwischen Opernhaus und Amtsstube.
Man konnte fast spüren, wie die Verantwortung in der Luft knisterte: Millionenbudgets, soziale Programme, Freizeitgestaltung und vermutlich auch die Frage, ob in Dortmund bald jede Tischtennisplatte WLAN bekommt.
Ein Blick in die Zukunft – live und in Farbe
Natürlich ließ sich das Ganze auch wieder im Internet verfolgen, auf dortmund.de/live. Ein Ort, an dem Demokratie nicht nur funktioniert, sondern auch streamt. Zwischen den Livetabs von Netflix und Amazon Prime ploppte also die echte Serie des Lebens auf: „Rats-TV – Staffel 35, Folge Finale“.
Man stelle sich vor: Übertragung aus dem Ratssaal, hitzige Wortmeldungen, Schwenk auf den Oberbürgermeister, ein Zoom auf die Abstimmungstafel – und dann dieser magische Moment, wenn die Mehrheit grün aufleuchtet. Das ist Demokratie mit LED-Effekt.
So endete die Legislaturperiode der Dortmunder Ratsversammlung – nicht mit einem Knall, sondern mit Applaus, Blumen und vermutlich belegten Brötchen im Foyer. Es war ein würdiger Abschied von einer Ära, in der viele Beschlüsse gefasst, noch mehr Gutachten in Auftrag gegeben und mindestens drei neue Arbeitskreise gegründet wurden.
Und während draußen die Straßenlaternen angingen, dachte manch ein Ratsmitglied vermutlich:
„Das war’s – bis zur nächsten Wahl. Und hoffentlich diesmal mit kürzeren Tagesordnungen.“