Drei Engel für Salzburg
Ihr Ziel: das leerstehende Kloster Goldenstein bei Salzburg, das spirituelle Pendant zu einem Lost-Place-Instagram-Hotspot. Dort lebten sie einst schon, dort kennen sie jede Ecke, jeden kalten Steinboden, jeden Heizkörper, der nie funktioniert hat. Jetzt sind sie zurück – und weigern sich standhaft, wieder in die Komfortzone des Pflegeheims einzuziehen.
Der zuständige Propst trommelt derweil Alarm: Die Damen seien pflegebedürftig! Das Kloster sei nicht geeignet! Medizinische Versorgung? Fehlanzeige! Doch die Schwestern winken ab – Umbauten? Nein. Barrierefreiheit? Wer braucht das, wenn man jahrzehntelang mit gefalteten Händen durch die Gänge geschlichen ist? Der Glaube ersetzt den Rollator, und wenn die Treppe nicht will, dann ist das halt eine göttliche Prüfung.
Man stelle sich das vor: Drei alte Nonnen in einem verlassenen Kloster, die sich weigern, Hilfe anzunehmen. Das klingt nicht nach Fürsorgekrise, sondern nach dem Pitch für eine Netflix-Serie: „Nonnen-Alarm: Mission Goldenstein“. Jede Woche neue Abenteuer – von der selbst gezimmerten Behelfsrampe bis zur Frage, wie man mit Weihwasser einen kaputten Heizkessel segnet.
Der Propst argumentiert rational: Pflegeheim, Ärzte, Sicherheit, Versorgung. Die Nonnen dagegen argumentieren mit der Macht jahrzehntelanger Gewohnheit: „Wir sind hier daheim, Punkt.“ Und ehrlich gesagt: Wer 86 Jahre alt ist, denkt sich wahrscheinlich, dass man die letzten Meter zum Himmel auch noch ohne Handlauf schafft.
Natürlich gibt es auch einen subversiven Charme: In einer Welt, in der Menschen mit 40 schon über Burnout klagen, reißen drei über 80-jährige Frauen einfach die Klosterpforten auf und besetzen das Gemäuer. Guerilla-Rentnerinnen im Habit – die erste wirklich furchteinflößende Hausbesetzung seit Woodstock.
Das Kloster selbst freut sich heimlich über seine neuen Bewohnerinnen. Jahrzehntelang leerstehend, von Spinnweben und Staub dominiert, erstrahlt es plötzlich in einer Mischung aus Pflege-WG und spiritueller Sitcom. Statt Verwaltungsakten und Schimmelpilzen ertönen wieder Gebete durch die Gänge. Nur die Nachbarschaft ist irritiert: Kaum Licht, kein Arzt, dafür drei unerschütterliche Frauen, die fester als jeder Beton an ihrem Entschluss kleben.
Die ganze Debatte erinnert ein wenig an eine groteske Verkehrssituation: Auf der einen Seite der Propst, der besorgt mit der Kelle wedelt: „Bitte rechts abbiegen ins Pflegeheim.“ Auf der anderen Seite die drei Schwestern, die im Oldtimer Gottesvertrauen sitzen, aufs Gaspedal drücken und Richtung Goldenstein brausen. Der Propst mag Recht haben – aber die Nonnen haben den längeren Atem. Schließlich üben sie seit Jahrzehnten Ausdauertraining im Stundengebet.
Wenn das Leben schon ein Marathon ist, dann wollen diese drei es auf ihre Weise beenden: nicht mit dem Abendessen um 17 Uhr im Heim, sondern mit gregorianischen Chorälen im ehrwürdigen Gemäuer. Und Hand aufs Herz: Wer will schon im Pflegeheim enden, wenn man stattdessen als 86-jährige Revoluzzerin ins Guinness-Buch der Klosterbesetzungen einziehen kann?