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Ehrenamt mit Rabatt – Ahlen im Zeichen des SINN

Neulich, an einem Dienstagabend mit Filterkaffee und Dinkelkeksen, versammelte sich der Weltladen Ahlen zu seiner allseits beliebten Teamsitzung. Und weil man beim fairen Handel nicht nur über Kaffeebohnen, sondern auch über das große Ganze sprechen will, lud man sich einen Gast ein: einen Vertreter der Stadt, der über das mysteriöse SINN-Netzwerk, den Verein Alter & Soziales und die Förderung des ehrenamtlichen Engagements plaudern sollte. Kurz gesagt: Ahlen im Ehrenamts-Fieber.

20 Ehrenämtler und das Abenteuer Bananenkiste

Zuerst stellte das Team den Weltladen vor. Dort schuften rund 20 Ehrenamtliche, die sich freiwillig zwischen fair gehandelten Kaffeepackungen, Seifenstücken und kunsthandwerklich bedruckten Baumwolltaschen die Beine in den Bauch stehen. Ihr Ziel: Nicht der Profit – schließlich hat man davon in Ahlen schon genug im Stadtsäckel. Nein, es geht ums gute Gewissen. Wer im Weltladen einkauft, bekommt nicht nur Schokolade, sondern gleich auch ein Stück moralische Überlegenheit in recyceltem Papier eingewickelt.

Dass der Laden nicht nur hinter der Kasse, sondern auch draußen in Erscheinung tritt, versteht sich von selbst. Bei „Ahlen zeigt Flagge“ zum Beispiel war man präsent – und zwar mit der gleichen Energie, mit der andere Städte ihre Bundesliga-Mannschaften anfeuern. Nur eben fairer.

Das große SINNieren

Dann kam der Input zum SINN-Netzwerk – eine Art geheimer Zirkel der Ahlener Seniorenarbeit, bei dem Haupt- und Ehrenamtliche so eng vernetzt sind, dass selbst das WLAN im Rathaus neidisch wird. Dort trifft man sich zu SINN-Konferenzen und SINN-Treffen, um stundenlang über Dinge zu sprechen, die in anderen Städten wahrscheinlich einfach per Mail erledigt würden.

Auch der Weltladen ist seit Jahren ein Teil dieses Netzwerks, schließlich braucht es für jede Bananenkiste und jeden Vortrag über globalen Handel auch die Rückendeckung der Seniorenarbeit. Man kann schließlich nie früh genug anfangen, das Ehrenamt an die nächste Generation von Rollatoren weiterzugeben.

Die Ehrenamtskarte – Rabatt mit Moral

Und dann, Trommelwirbel: die Ehrenamtskarte. Seit 2012 gibt es sie in Ahlen für Menschen, die mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr freiwillig schuften. Das ist quasi der Ahlener Führerschein in Gutmenschentum. Mit ihr bekommt man satte Rabatte – zum Beispiel ein paar Cent Ermäßigung im örtlichen Schwimmbad oder beim nächsten Kinobesuch.

Besonders edel: die Jubiläums-Ehrenamtskarte. Die gibt’s, wenn man mindestens 25 Jahre lang ehrenamtlich tätig war. Dann gilt sie lebenslang – eine Art „Bundesverdienstkreuz in Rabattpunkten“. Damit kann man bis ans Lebensende stolz an der Supermarktkasse verkünden: „Einmal fair bitte – ich hab’s mir verdient.“

Gemeinsam für die gute Sache

Am Ende der Sitzung waren sich alle einig: Weltladen und Stadt wollen künftig noch enger zusammenarbeiten. Man tauschte Handschläge, Ideen und vermutlich auch fair gehandelten Tee aus. Schließlich weiß man in Ahlen: Wer zusammenarbeitet, kann Großes erreichen – oder wenigstens einen Rabatt auf den nächsten Kaffeebecher.

Fairer Handel, Ehrenamtskarte, SINN-Netzwerk – das klingt zwar nach trockenem Verwaltungskram, ist in Ahlen aber fast so spannend wie ein Krimiabend in der Stadtbibliothek. Hier trifft die Globalisierung auf Provinzrealität, und heraus kommt: ein buntes Sammelsurium aus Bananen, Rabattkarten und der unbeirrbaren Überzeugung, dass man die Welt retten kann – einen Weltladen-Kassenbon nach dem anderen.