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Fairtrade in Ahlen – Bananenrepublik mit Zertifikat

Seit 2019 darf sich Ahlen mit stolzer Brust und klimaneutralem Jutebeutel „Fairtrade-Stadt“ nennen. Ein Titel, der ungefähr so glamourös klingt wie „Sieger im Eierlaufen der Kreismeisterschaften“, aber im Rathaus mindestens so ernst genommen wird wie die Frage, ob man an der Nordstraße wirklich eine Ampel braucht.

Damit dieses Gütesiegel nicht verstaubt, sondern alle zwei Jahre erneuert wird, wacht eine Steuerungsgruppe Fairtrade über die Stadt. Deren Sprecher und die städtische Klimabeauftragte ziehen gemeinsam die Fäden und achten streng darauf, dass in Ahlen kein Bürgermeisterkandidat ungestraft zur Billigschokolade greift.

Die große Bürgermeisterprüfung

Vor der nächsten Re-Zertifizierung 2026 wollten die beiden Fairtrade-Hüter wissen: Wie fair sind eigentlich die Bürgermeisterkandidaten? Um das herauszufinden, luden sie die drei Bewerber in den Eine-Weltladen ein. Ein Laden, der riecht wie ein Mix aus Patchouli, fairer Seife und schlechtem Gewissen – also genau der richtige Ort für moralische Fragen mit Provinz-Charme.

Gefilmt wurde das Ganze von einer Schülerin, die damit bewies: Wer TikTok bedienen kann, schafft auch ein Bürgermeisterinterview.

Die Gespräche waren – so das Urteil der Organisatoren – offen, angenehm und insgesamt positiv. Mit anderen Worten: Kein Kandidat schlug vor, die Stadt zur „Einwegbecher-Metropole Westfalens“ zu machen. Schon mal ein guter Anfang.

Fairtrade – mehr als nur Bananen

Die Steuerungsgruppe gibt es schon seit 2017. Ihr Ziel: Den fairen Handel in Ahlen sichtbar machen, Aktionen starten und die Stadt so in eine moralische Überholspur schicken. Das funktioniert mal besser, mal schlechter – aber immerhin kann Ahlen seitdem stolz sagen: Unsere Bananen sind fairer als eure.

Dabei geht es nicht nur um Schokolade oder Kaffee, sondern auch um das schöne Gefühl, immer ein bisschen moralischer dazustehen als die Nachbarstadt. Ein echtes Standortargument also – neben Glasfaser, Kreisverkehren und der Frage, ob der Busfahrplan irgendwann mit der Realität übereinstimmt.

Blick nach 2026

Die nächste Zertifizierung kommt 2026 – und Ahlen muss wieder beweisen, dass man nicht nur beim Weltladentag fleißig fair gehandelte Stofftaschen verteilt, sondern das Thema wirklich lebt. Mit Pressemitteilungen, Aktionen und dem festen Schwur, im Rathaus nie wieder Discounter-Kaffee anzurühren.

Die Steuerungsgruppe zeigt sich optimistisch. Mit der Überzeugung von Menschen, die schon tausend Mal erklärt haben, warum fairer Kaffee nicht nach Verzicht schmeckt, sind sie sicher: Das klappt. Die Bürgermeisterkandidaten nickten artig, versprachen Engagement – und wissen vermutlich schon jetzt, dass sie beim nächsten Einkauf ganz genau beobachtet werden.

Ahlen als Fairtrade-Stadt – das ist kein nettes Label, sondern fast schon Weltpolitik im Provinzformat. Hier kämpft man nicht mit harten Bandagen, sondern mit fair gehandelten Baumwollhandschuhen. Und wenn 2026 die Re-Zertifizierung klappt, darf die Stadt wieder zwei Jahre lang stolz damit prahlen, ein bisschen besser zu sein als die anderen.

Bleibt nur eine Frage: Wo kaufen die Bürgermeisterkandidaten eigentlich ihre Bananen?