Flohmarkt der schrägen Töne – Ahlen stimmt sich ab!
Hier wird nicht nur gefeilscht, hier wird gefühlt. Zwischen Gitarren, die mehr Dellen als Saiten haben, und Mikrofonen, die vermutlich schon in den 90ern bei Dorffesten geschrien wurden, findet sich alles, was das Musikerherz begehrt – oder zumindest zum Schmunzeln bringt. Wer jemals wissen wollte, wie ein Gitarrenkabel klingt, das schon drei Leben und vier Bands überstanden hat, ist hier goldrichtig.
Von 11 bis 16 Uhr heißt es im Saal der Schuhfabrik: Kabelsalat trifft Kleingeldbörse. Privatpersonen bieten an, was einst teuer, heiß geliebt und irgendwann zu sperrig wurde. Effektgeräte mit Charakter (und Bierflecken), Drumsticks mit Lebensspuren und Notenhefte, die mehr Kaffeeflecken als Noten zeigen – alles sucht ein neues Zuhause.
Und das Beste: Der Eintritt ist frei! Man darf also ohne schlechtes Gewissen stöbern, sich inspirieren lassen und beim Klang alter Verstärker nostalgisch werden. Nachhaltigkeit gibt’s gratis dazu – schließlich ist Wiederverwenden das neue Rock’n’Roll.
Wer selbst einen Stand aufbauen möchte, darf sich bis zum 5. November anmelden. Zehn Euro kostet der Spaß, dafür gibt’s einen Tisch von 1,80 Meter Länge – genug Platz, um sein Lebenswerk (oder die musikalischen Fehlkäufe der letzten 20 Jahre) zu präsentieren. Der Aufbau startet um 10 Uhr – also bitte rechtzeitig die Gitarrentasche packen und den Verstärker entstauben.
Während drinnen um den besten Preis für ein leicht verstimmtes Keyboard gefeilscht wird, bleibt draußen die Welt kurz stehen – und drinnen das Bier kalt: Die Kneipe hat geöffnet! Für die, die nach stundenlangem Fachsimpeln über Röhrenamps und Vintage-Sounds noch Energie übrig haben, gibt’s ab 20 Uhr das „RUMBLE light“. Vier Newcomer-Bands sorgen dann dafür, dass auch das letzte Kabel wieder weiß, wofür es einst erfunden wurde.
Klingt nach Chaos mit Rhythmus? Genau das ist es auch. Hier treffen sich die echten Klangtüftler, die Idealisten, die Lautstärkeregler-Philosophen – Menschen, die wissen, dass Musik nicht perfekt sein muss, um gut zu klingen.
Und weil in Ahlen nichts ohne Fördergelder groovt, läuft das Ganze natürlich unter dem ehrenvollen Banner des Projekts „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“. Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW – also offiziell abgesegnetes Chaos mit Kulturstempel.
Kurz gesagt: Wer Musik liebt, Nostalgie riechen kann und nicht beim ersten Gitarrenakkord die Flucht ergreift, sollte sich diesen Tag vormerken. Denn hier gilt: Einer verkauft seinen alten Verstärker – und ein anderer findet endlich den Sound seiner Jugend wieder. Oder zumindest ein neues Brummen fürs Wohnzimmer.