Frankreich sucht den Super-Premier – Staffel 27, Folge Chaos
Frankreichs Premier ist wieder da. Wieder. Und warum? Weil sonst keiner wollte. Der Präsident hat ihn kurzerhand erneut beauftragt – offenbar nach dem bewährten Prinzip: „Wenn du keinen findest, der’s besser kann, nimm den, der’s schon einmal überlebt hat.“
Der gute Mann selbst gibt sich staatsmännisch: Pflichtbewusstsein! Krise! Verantwortung! Es klingt fast heroisch, wäre da nicht der leise Unterton von „Na gut, dann eben nochmal.“ Nach seinem Rücktritt am Montag hatte er eigentlich verkündet, dass seine Mission beendet sei. Offenbar kam ihm aber beim Frühstück die Erkenntnis: Mist, da war ja noch dieses kleine Problem namens Staatshaushalt.
Denn bis Montag muss das Budget ins Parlament. Und wer Frankreich kennt, weiß: Das klingt einfacher, als es ist. Es ist ungefähr so, als würde man einem Haufen streitender Köche erklären, sie sollen gemeinsam ein Menü planen – während das Restaurant schon brennt.
Doch der neue alte Premier hat einen Plan. Er will eine Regierung bilden, die „der parlamentarischen Realität entspricht“. Eine sympathische Idee, fast rührend naiv. Das wäre etwa so, als wolle man eine Familie gründen, die sich wirklich versteht – auf Twitter.
Er spricht von einer „freien Regierung“, also einer, in der Menschen mit Parteibindung auftreten dürfen, sich aber nicht wie Parteisoldaten benehmen sollen. Frankreich denkt sich kollektiv: „Oh, also ein Kabinett aus Einhörnern!“
Die Linke, bisher in Regierungsfragen etwa so beliebt wie ein Schneesturm an der Côte d’Azur, soll diesmal eventuell auch mitmachen dürfen – zumindest ein bisschen. Doch es gibt Bedingungen: Die Sozialisten wollen die Rentenreform auf Eis legen. Und zwar „umgehend und vollständig“. Das klingt nach einem Deal, der so stabil ist wie ein Croissant im Regen.
Währenddessen läuft im Hintergrund bereits die Trommelmusik des Misstrauensvotums. Rechts, links, grün, kommunistisch – das halbe Parlament will ihn stürzen, bevor er überhaupt seine Stifte sortiert hat. Es ist, als würde man jemanden zum Kapitän eines sinkenden Schiffs ernennen, um ihm dann vorzuwerfen, dass das Meer nass ist.
Trotzdem zeigt er sich kämpferisch: „Ich habe keinen anderen Ehrgeiz, als uns aus dieser Situation zu befreien.“ Das klingt schön, hat aber denselben Energielevel wie „Ich räum gleich die Spülmaschine aus“.
Bis Montag soll also ein Budget stehen, ein Kabinett gebildet und das politische Überleben gesichert sein. Drei Tage Zeit – das ist französische Hochgeschwindigkeitspolitik. In Deutschland würde man in der Zeit gerade mal den ersten Unterausschuss gründen.
Doch am Ende ist Frankreich, wie es leibt und lebt: dramatisch, charmant, unberechenbar. Der Premier kommt zurück, das Parlament plant den Aufstand, und die Nation schaut zu – mit einem Glas Rotwein und dem Gedanken: „Na, das wird wieder was.“