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Gipfeltreffen im Kindergarten-Modus – wer bekommt Blumen, wer nicht?

Es war mal wieder Zeit für das große Klassentreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit – ein geopolitisches Schaulaufen, bei dem jeder hofft, mit möglichst viel Pomp empfangen zu werden. Normalerweise gibt’s da Trompeten, Fahnen, Tänzerinnen und lächelnde Beamte, die so tun, als würden sie sich freuen. Doch einer kam an, stieg aus dem Flugzeug und erntete … nichts. Kein Tanz, keine Trommel, kein roter Teppich mit Herzchen. Einfach nur eine Handvoll gelangweilter Beamter, die so guckten, als müssten sie gleich noch den Müll rausbringen.

Alte Freunde, kalte Schultern

Alte Freunde, kalte Schultern

Natürlich geht es um den ewigen Dauergast aus Moskau. Der Mann, der früher ganze Empfangskomitees auf die Knie gezwungen hätte, bekam diesmal nur den „formellen Händedruck der Gleichgültigkeit“. Während andere Staatschefs wie Popstars inszeniert wurden, stolperte er die Flugzeugtreppe hinunter, als hätte jemand versehentlich vergessen, die Cheerleader zu bestellen.

Und dabei sollte doch gerade China sein „bester Kumpel“ sein. Immerhin verbindet beide Länder die innige Liebe zu langen Reden über Multipolarität und noch längere Gaslieferverträge. Aber was passierte? China holte zwar für den türkischen und den aserbaidschanischen Präsidenten die große Showkiste raus – mit Ehrenformation, Musik und Blumen. Und für den russischen Dauergast? Nichts. Keine Rosen, nur Dornen.

Willkommen in der diplomatischen Casting-Show

So wirkte das Ganze wie ein Wettbewerb: „The Voice of Geopolitics“. Jeder Staatschef tritt auf die Bühne, und China dreht sich mit dem roten Stuhl nur dann um, wenn es gefällt. Beim türkischen Gast: Bing! Blumenregen, Trompeten, Applaus. Beim aserbaidschanischen Präsidenten: Bing! Jubel, Fanfaren, Konfetti. Beim Moskauer Dauerreisenden: Stille. Kein Stuhl dreht sich um. Nur ein Gong aus der Ferne.

Protokoll als passive Aggression

Natürlich könnte man sagen: „Alles halb so schlimm, Hauptsache, er durfte überhaupt landen.“ Aber in der Welt der internationalen Diplomatie ist das Protokoll wichtiger als der Inhalt. Keine Blumen heißt: „Wir mögen dich – aber bitte setz dich da hinten hin.“ Keine Tänzerinnen heißt: „Du bist zwar eingeladen, aber nur, weil wir deine Nummer nicht löschen konnten.“

Es war die ultimative Form der diplomatischen Ohrfeige – subtil, aber sichtbar. Und alle anderen Delegationen tuschelten vermutlich: „Oh, guck mal, der hat diesmal kein Empfangskomitee. Peinlich!“

Auf dem Gruppenfoto wieder mit dabei

Doch keine Sorge: Beim offiziellen Gruppenfoto stand er dann doch wieder brav in der Reihe. Schulter an Schulter mit allen anderen, so als sei nichts gewesen. Denn das ist das Paradoxe: Vor der Kamera wird alles glattgebügelt, da lächeln sogar Erzfeinde wie auf einem Schulausflug. Und schwupps – aus dem „lästigen Gast“ wird wieder der „strategische Partner“.

Von Blümchen und Blechmusik

Am Ende bleibt der Eindruck: Blumen sind in der Weltpolitik mehr wert als Waffenlieferungen. Wer sie bekommt, ist angesagt. Wer sie nicht bekommt, kann sich direkt ein Schild umhängen: „Nicht mehr so beliebt.“

China bleibt also der höfliche Gastgeber, der seine Gäste in A- und B-Promis sortiert. Und Russland steht da wie der Onkel auf der Hochzeit, der nicht tanzen darf, aber trotzdem überall auf den Fotos ist.