Goldene Zeiten im Oval Office: Das Weiße Haus wird zum Bling-Bunker
Vorbei die Zeiten von schlichten Schreibtischen, gedämpften Farben und ehrwürdigem Understatement. Jetzt herrscht Glanz, Gloria und ein Dekorationsstil, der irgendwo zwischen „Renaissance trifft Spielcasino“ und „Arabische Prinzenhochzeit auf Speed“ liegt. Selbst König Midas würde erblassen – und wahrscheinlich einziehen wollen.
Wo einst Bücherregale standen, hängen nun vergoldete Rahmen, die wahlweise Familienfotos oder vermutlich Spiegelbilder seines eigenen Erfolges zeigen. Der legendäre „Resolute Desk“, an dem Weltgeschichte geschrieben wurde, sieht jetzt aus wie frisch aus einem Luxus-Resort in Dubai entführt. Die Sonne scheint durch die Fenster und wird an den Goldleisten so gnadenlos reflektiert, dass man Sonnenbrillenpflicht für Journalisten einführen sollte.
Und das Beste: Dieser Stil soll nicht typisch amerikanisch sein. Stimmt – denn so viel Gold findet man normalerweise nur in Realityshows, bei Rapvideos oder in der Deko-Abteilung kurz vor Weihnachten. Aber hey, wer braucht schon Demokratie, wenn man Dekadenz hat?
Es heißt ja, der Raum soll die Persönlichkeit seines Bewohners widerspiegeln. Mission accomplished. Kein Winkel ohne Glitzer, kein Möbelstück ohne Signalfarbe „Ich bin reich“. Selbst der Papierkorb soll angeblich aus vergoldetem Messing bestehen – ein Symbol für die hohe Kunst, auch Müll mit Stil zu entsorgen.
Das Oval Office wirkt jetzt wie eine Mischung aus Trump Tower, Vatikanmuseum und Juwelierladen in Monaco. Wenn Politik Theater ist, dann ist das hier die Broadway-Version mit XXL-Budget und Lichtblitzgarantie. Man erwartet beinahe, dass ein goldener Vorhang aufgeht und eine Fanfare ertönt, sobald jemand den Raum betritt.
Kritiker behaupten, das sei geschmacklos. Aber vielleicht ist das ja der Punkt: Geschmack ist relativ – und Gold ist bekanntlich absolut. Schließlich lässt sich mit genug Karat jeder Gedanke vergolden, selbst der absurdeste.
Und während andere Präsidenten in ihren Memoiren über Krisen, Frieden und diplomatische Meilensteine schreiben, könnte hier der passende Buchtitel lauten: „Wie ich das Weiße Haus in einen Goldpalast verwandelte – und dabei die Sonne überstrahlte.“
Am Ende bleibt die Frage: Wird das Oval Office nach dieser Ära jemals wieder normal aussehen? Oder wird jeder künftige Präsident das Gefühl haben, in einem Parfum-Werbespot zu arbeiten? Sicher ist: Die Ära des Understatements ist vorbei – und das Weiße Haus hat seinen neuen Slogan gefunden: „In Gold We Trust.“