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Golfkrieg auf Rasen – Europa puttet, Amerika putzt

Es gibt Sportarten, die die Welt in Atem halten. Fußball? Klar. Olympia? Natürlich. Aber einmal im Jahr versammelt sich die globale Elite der Menschen mit teuren Hosen und albernen Hüten, um kleine weiße Bälle in noch kleinere Löcher zu befördern – und plötzlich tun alle so, als ginge es um Krieg und Frieden. Willkommen beim Ryder Cup, wo Europa gerade Amerika auf dem eigenen Rasen so zerlegt, dass selbst die Greenkeeper schon Mitleid haben.

Black Course oder schwarzes Loch?

Black Course oder schwarzes Loch?

Der Schauplatz: der Black Course im Bethpage State Park, Long Island. Die Amerikaner hatten eigentlich auf Heimvorteil gehofft – Jubel, Fahnen, Grillduft, Bier in Kübeln. Herausgekommen ist: betretenes Schweigen, Vogelgezwitscher und ein paar Fans, die vorsichtig an ihren Plastikbechern nippen, als könnten die Europäer auch noch das Bier wegschnappen.

Mit einem sensationellen 11,5:4,5 nach zwei Tagen führen die Europäer so deutlich, dass sich die US-Medien vorsorglich schon bei den Archiven entschuldigen: So eine Klatsche gab es seit 1975 nicht mehr.

Drama in Polohemden

Besonders pikant: Ausgerechnet der angeblich „Beste der Welt“ verliert jedes einzelne seiner vier Matches. Jedes. Einzelne. Normalerweise passiert so was nur, wenn man die Schläger vertauscht oder aus Versehen Minigolf spielt.

Und dann fliegen nicht nur die Bälle, sondern auch die Worte: Ein Europäer meckert über den Laufweg eines US-Caddys. Ein Amerikaner fühlt sich angegriffen. Die Fans brüllen. Es fehlt nur noch eine Wrestling-Musik und ein Stuhlwurf, um die Szenerie in ein WWE-Finale zu verwandeln.

Europa spielt Schach, USA spielt „Mensch ärgere dich nicht“

Während Europa Birdies sammelt, als wäre es ein Aldi-Sonderangebot, suchen die Amerikaner verzweifelt nach dem „Wie war das noch mal mit Par?“-Handbuch.

  • McIlroy und Fleetwood? Sieg.
  • Rahm und Hatton? Sieg.
  • Hovland und MacIntyre? Sieg.

Auf der Anzeigetafel leuchtet für die USA so selten ein Punkt auf, dass man fast denkt, es sei ein technischer Defekt.

Fans im Schockzustand

Zu Beginn grölen die amerikanischen Zuschauer noch fröhlich „U-S-A!“. Doch je länger der Tag dauert, desto mehr klingt es nach „U… ups“. Am Ende herrscht Stille, die nur von einem dezenten Rascheln leerer Hotdog-Verpackungen durchbrochen wird.

McIlroy bekommt zwar ein paar verbale Nettigkeiten („freundlich wie ein Stacheldrahtzaun“) zugerufen, doch er lässt sich nicht beirren: „Ich liebe das. Deswegen stehe ich morgens auf.“ Für den Rest des Publikums hätte auch das Bettdecken-über-den-Kopf-Ziehen gereicht.

Der Präsident sieht rot – und grün

Besonders bitter: Schon am Eröffnungstag hatte das europäische Team unter den Augen des US-Präsidenten den Ton angegeben. Da stand der mächtigste Mann der Welt – selbsternannter Golfguru – am Rand und musste zuschauen, wie seine Helden reihenweise im Sandbunker versanken. Angeblich wollte er schon die Mauer um die Greens herumziehen lassen, um wenigstens den Ballverlust zu stoppen.

Das Wunder von Long Island?

Europa braucht jetzt nur noch 2,5 Punkte, um den Cup zu verteidigen. Die USA bräuchten hingegen ein Wunder, ein Schiedsgericht und wahrscheinlich ein zusätzliches Loch mit eingebautem Trampolin.

Kurz gesagt: Die Europäer golfen, die Amerikaner golfen ab.

Der Ryder Cup ist kein Sportturnier mehr, sondern ein satirisches Theaterstück. Europa spielt Beethoven, Amerika klimpert auf der Triangel. Und der Ball? Der lacht sich kugelig.