Gottesdienst auf dem Seitenstreifen – Wenn der Himmel Stau predigt
Ein 33-jähriger Selbsterklärungsprofi für höhere Missionen beschließt: Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen, dann kommt die Kirche eben zur Autobahn. Gesagt, getan – Auto auf den Standstreifen, Lautsprecher raus, Mikrofon in die Hand und los geht die Messe „Stau Edition“.
Himmlische Standortwahl
Während normale Sterbliche im Stau lediglich Flüche Richtung Navi schicken, sah der Mann eine göttliche Gelegenheit: „Perfekt hier! Schrittgeschwindigkeit, keiner kann weglaufen.“ Ein Missionarsmoment mit Zwangspublikum – quasi die Netflix-Auto-Play-Funktion des Glaubens.
Die Polizei bewertete das Ganze weniger euphorisch. Statt von „himmlischer Eingebung“ sprach sie trocken von einer „himmlischen Fehleinschätzung“. Übersetzt: Auch Gott hätte vermutlich geraten, den Standstreifen frei zu lassen.
Autobahn als Altar
Die Szene hatte etwas von einem absurden Roadmovie: links der Stau, rechts der Asphalt, und dazwischen ein selbsternannter „Botschafter Gottes“, der den Seitenstreifen in eine Kanzel verwandelte. „Autobahnen eignen sich für vieles – nur nicht als Kanzel“, so die Polizei. Man möchte ergänzen: Außer vielleicht für Gebete wie „Bitte lass mich bald am Rasthof sein“.
Man stelle sich die Gesichter der Autofahrer vor: Da wartet man schon eine halbe Stunde darauf, dass es endlich weitergeht, und plötzlich brüllt jemand göttliche Weisheiten durch einen Verstärker. Manche hätten sicher lieber einen Hotdog-Wagen gesehen.
Führerscheinlos im Auftrag des Herrn
Die Predigt endete abrupt, als die Polizei anrollte. Kleines Detail am Rande: Der Himmelsbote hatte gar keinen Führerschein. Offenbar war auch die irdische Bürokratie nicht mit seiner Mission im Reinen. Ein Bekannter musste ans Steuer – vermutlich ohne Weihwasser, dafür mit Fahrpraxis.
Die Episode zeigt, wie dünn die Grenze ist zwischen Staufrust und Erleuchtung. Während die einen im Auto Chipskrümel von der Hose klopfen, predigt ein anderer den Weg ins Himmelreich. Die Polizei aber bleibt auf dem Boden der Tatsachen: Seitenstreifen sind für Notfälle da – und zwar für echte, nicht für göttliche PR.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Der „Botschafter Gottes“ mag keinen Führerschein haben, aber immerhin Mut zur Lücke – und zur Lautsprecheranlage. Ob der Himmel ihm beim nächsten Mal einen Rastplatz mit Kapelle empfiehlt, bleibt offen. Bis dahin gilt: Bitte bleiben Sie im Auto, auch wenn der Prediger schon draußen steht.