Hamm sucht die Super-Idee – 800 Jahre und ein bisschen Geld dazu
Hamm feiert 2026 seinen 800. Geburtstag. Das bedeutet: Die Stadt ist älter als jede Autobahn, jünger als die Römer, aber auf jeden Fall reif genug, um ein Jubiläum hinzulegen, das selbst Karl der Große mit einem Schulterzucken quittiert hätte. Damit es nicht nur den üblichen Festumzug mit Blaskapelle und Bierzelt gibt, verteilt die Stadt jetzt Geld.
Zwischen 800 und exakt 2.026 Euro – eine Zahl, die so verdächtig nach „Jubiläumsmarketing“ riecht, dass man fast applaudieren möchte – gibt es für Bürgerinnen und Bürger, die „gute Projektideen“ einreichen.
Die Schatztruhe des Gemeinschaftsfonds
Der „Gemeinschaftsfonds zur Förderung von Projekten“ klingt nach europäischem Großprogramm, ist aber in Wahrheit der örtliche Ideen-Kiosk. Wer immer schon mal ein Jubiläumsprojekt starten wollte – jetzt ist der Moment. Bedingung: Mindestens zwei Personen, mindestens 800 Euro Ausgaben, und ein Bezug zum 800. Geburtstag der Stadt. Bedeutet: Der Ein-Personen-Auftritt „Ich erzähle die Stadtgeschichte im Bademantel“ ist leider raus.
Was könnte gefördert werden?
Die Fantasie kennt keine Grenzen – solange sie in Hamm bleibt:
- Ein Chor, der 800 Mal „Happy Birthday“ singt, bis der Sauerstoff knapp wird.
- Ein Kuchenbuffet mit 800 Kerzen – garantiert eine neue Herausforderung für die Feuerwehr.
- Eine Ausstellung „Hamm in 800 Alltagsgegenständen“, vom ersten Hammer bis zur letzten Smartwatch.
Alles möglich, solange die Jury im Dezember nicht vor Lachen vom Stuhl kippt.
Die Jury als Hüter der Visionen
Eine Jury entscheidet im Dezember über die Vergabe. Wer darin sitzt? Bestimmt die üblichen Kultur- und Verwaltungsgestalten mit dem unfehlbaren Riecher für „Projekte mit Nachhaltigkeit“. Wahrscheinlich fällt die Hälfte der Anträge an der Hürde „klarer Bezug zum Jubiläum“. Ein Streetfood-Festival mit 800 Burgern klingt nett – aber nur, wenn einer davon in Form des Stadtwappens gegrillt wird.
Bürokratie macht’s möglich
Natürlich gibt es Richtlinien. Ohne Richtlinien keine deutsche Feier. Die wichtigste: Zuwendungsfähig sind nur Projekte, die der Allgemeinheit zugänglich sind. Wer also den Plan hat, im eigenen Garten ein 800-Liter-Bierfass zu leeren – sorry, das gilt nur, wenn der gesamte Stadtteil eingeladen wird.
Der Countdown läuft
Vom 1. Oktober bis 15. November 2025 dürfen die Anträge eingehen. Wer später kommt, muss wohl bis zum 900. Jubiläum warten. Im Dezember fällt die Entscheidung, sodass genügend Zeit bleibt, die genehmigten Projekte liebevoll vorzubereiten – oder zumindest spontan am Vorabend ein Plakat „Jubiläumsfeier, Eintritt frei“ an die Turnhalle zu tackern.
Hamm gibt Geld aus, um sich selbst zu feiern – eine großartige Tradition, die gerne auch auf Geburtstage von Privatpersonen ausgeweitet werden dürfte. Der Unterschied: Hier reicht die Stadt nicht nur belegte Brötchen, sondern auch bare Münze.
Banahlen meint: Wer schon immer die Idee hatte, 800 Tauben gleichzeitig in den Himmel steigen zu lassen oder eine Polonaise vom Marktplatz bis zum Kraftwerk zu organisieren – jetzt ist die Zeit. Schließlich wird man nur einmal 800. Und danach ist’s auch egal.