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Hamm wagt das Unkraut – ein Abend voller Hoffnung und Gießkannen

Die Stadt Hamm – sonst eher bekannt für Beton, Ampelschaltungen und Kreisverkehre, die sich wie ein endloses Karussell anfühlen – will jetzt grün werden. Und zwar nicht im Gesicht vor Schreck, sondern auf Straßen, Plätzen und in Gärten. Unter dem heldenhaften Titel „Mehr Stadtgrün (in Hamm) wagen“ lädt man die Bevölkerung am 17. September in die Zentralbibliothek ein, um dort 90 Minuten lang über die Schönheit von Rasen, Sträuchern und naturnahen Gärten zu philosophieren.

Hamm wagt das Unkraut – ein Abend voller Hoffnung und Gießkannen

Natürlich fällt die Veranstaltung passenderweise in die bundesweite Woche der Klimaanpassung. Ein Festkalender, bei dem Deutschland kollektiv so tut, als könnte man das Klima tatsächlich mit ein paar Bäumen und Hochbeeten an der Bushaltestelle überlisten. In Hamm versucht man es jedenfalls. Zwischen 19:00 und 20:30 Uhr soll der Gerd-Bucerius-Saal zur grünen Oase werden – mit Wortbeiträgen statt Vogelgezwitscher, mit PowerPoint-Folien statt Photosynthese.

Das Ziel ist nobel: Grünflächen sollen das Klima retten, Tiere beherbergen und das Leben schöner machen. Also alles, was bisher in Hamm traditionell durch Parkplätze, Schottergärten und überdimensionierte Baumärkte verhindert wurde. Die Frage lautet: Wie schafft man es, dass der Klimawandel im Hammer Stadtgarten so beeindruckt ist, dass er freiwillig weiterzieht?

Die Antworten liefern ein illustrer Haufen Fachleute. Ein Autor, der Bücher über naturnahe Quartiere schreibt, ein Soziologie-Genie, das Grünflächen durch die Brille der Stadtgesellschaft betrachtet, und gleich mehrere städtische Abteilungsleiter, die vermutlich seit Jahren mit der Bürokratie um die richtige Rasensorte ringen. Ergänzt wird die Runde von einer Klimafolgenanpassungsmanagerin – ein Titel so lang, dass man schon beim Aussprechen 0,2 Liter Wasser verdunstet.

Der Abend verspricht spannend zu werden: Werden die Bürger fragen, ob man statt Bäumen nicht lieber Gratis-Parkplätze pflanzen könnte? Oder ob Hamster im Schrebergarten offiziell als Biodiversität zählen? Wird jemand mutig genug sein, vorzuschlagen, den Rathausplatz in eine Wildblumenwiese zu verwandeln – inklusive Sitzgelegenheiten aus Moos?

Moderiert wird die Show von einem Radiomann, der vermutlich schon jetzt die Schlagzeilen parat hat: „Grün, grüner, Hamm!“ Oder: „Zwischen Beton und Brennnessel – die Stadt im Wandel.“ Der Eintritt ist frei, das ist wichtig, denn wer Geld fürs Zuhören zahlen müsste, würde sein Budget wohl lieber in Kunstrasen investieren.

Hamm wagt das Abenteuer Stadtgrün. Ob daraus ein Urwald wird oder nur drei neue Kübelpflanzen vorm Rathaus, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Wer am 17. September den Weg ins Heinrich-von-Kleist-Forum findet, erlebt eine Veranstaltung, bei der man erfährt, dass ein naturnaher Garten nicht automatisch eine Müllkippe mit Löwenzahn ist, und dass Schottergärten zwar pflegeleicht, aber ökologisch so sinnvoll sind wie eine Klimaanlage im Iglu.

Am Ende geht es also um nicht weniger als die Frage: Wird Hamm zur grünen Hauptstadt der Region – oder bleibt es beim Mut zur Zimmerpflanze auf dem Fensterbrett?