Handyfreie Heuchelei – Schüler fordern Gleichheit vor dem Display
Doch jetzt wird’s ungemütlich: Die Schülerinnen und Schüler haben die Nase voll und schlagen zurück – nicht mit der Tafelkreide, sondern mit Argumenten, die mehr Biss haben als so mancher Unterricht in der vierten Stunde. „Wenn wir unser Handy nicht benutzen dürfen, dann auch die Lehrkräfte nicht!“ tönt es aus den Klassenzimmern. Und plötzlich merkt die Pädagogikzunft: Upps, da könnte die Latte der Glaubwürdigkeit doch etwas höher hängen als gedacht.
Privilegierte Pädagogen und die Pein der PowerPoint
Die Schüler werfen den Erwachsenen vor, das Problem sei gar nicht das Handy, sondern der Unterricht. Denn wenn sich ein Lehrer 90 Minuten lang vor die Klasse stellt, 20 Arbeitsblätter verteilt und anschließend einen Monolog hält, der spannender klingt als die Bedienungsanleitung eines Toasters, dann darf er sich nicht wundern, wenn die Kids lieber Candy Crush spielen. Das Handy ist hier nicht die Ablenkung – es ist die Rettung. Ein digitales SOS-Signal im Klassenzimmer.
Aber anstatt über Unterrichtsqualität zu sprechen, bastelt man an Handyverboten herum, als könnte man damit den Weltfrieden sichern. Willkommen im pädagogischen Escape Room, Ausgang unauffindbar.
Betonhöfe und WLAN-Wüsten
Und dann die Pausenhöfe: grau, hart und so charmant wie ein Parkhaus im Dauerregen. Fußballtore? Fehlanzeige. Tischtennisplatten? Vielleicht im Prospekt von 1998. Bewegung? Nur in Richtung Ausgang. Da bleibt den Jugendlichen oft nichts anderes übrig, als aufs Handy zu starren – immerhin gibt’s dort Farben. Doch auch hier kneift die Schulpolitik: WLAN? Pah! Lieber spart man mobile Daten für TikTok-Videos nach dem Unterricht. Bildung 2.0 trifft auf Verwaltung 0.5.
Die Forderung nach Gleichheit
Die Schüler sind sich einig: Wenn schon Regeln, dann bitte für alle. Kein Handy für Schüler = kein Handy für Lehrer. Und wehe, jemand erwischt den Mathelehrer beim Tippen einer SMS, während die Klasse Zahlen jongliert. Das gäbe sofort eine Revolution – zumindest eine digitale Petition mit 10.000 Likes und einem ironischen Hashtag.
Der Landesschülerbeirat betont: Eine Diskussion müsse auf Augenhöhe geführt werden. Ein schöner Gedanke. Blöd nur, dass in deutschen Schulen Augenhöhe oft bedeutet: Lehrer steht, Schüler sitzt.
Das Handyverbot an Schulen ist wie ein schlechter Witz ohne Pointe: keiner lacht, aber alle müssen ihn hören. Statt die Unterrichtsqualität zu verbessern oder Pausenhöfe in lebendige Orte zu verwandeln, wird an der Oberfläche gekratzt. Hauptsache, man kann sagen: „Wir haben was getan.“ Die Schüler aber durchschauen das Spiel und fordern Fairness – und plötzlich sieht die Lehrerschaft so alt aus wie die Overheadprojektoren, die immer noch in manchen Räumen stehen.
Vielleicht wäre die Lösung ja ganz einfach: Alle Handys abgeben – Lehrer, Schüler, Direktoren. Und dann mal schauen, wer zuerst nervös zucken wird. Tipp: Es sind nicht die Schüler.