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Haushalt 2025: Schnitzel, Schulden und Schulterklopfen – die schnellste Bereinigungssitzung aller Zeiten

Berlin, ein Sonntag im September, 22:12 Uhr. Draußen tanzt der Mond mit den Journalisten Tango, drinnen klatschen Abgeordnete höflich in die Hände – die große Bereinigungssitzung ist vorbei. Ein Ritual, das normalerweise so lang zieht wie Kaugummi unter einer Bundestagsbank, war diesmal erstaunlich schnell zu Ende. Keine 5-Uhr-morgens-Marathonshow, keine Schweißperlen auf den Stirnen, nur ein knappes „fertig“ – und schon standen 502,5 Milliarden Euro auf dem Tisch, hübsch verpackt in 81,78 Milliarden frischer Schulden.

Haushalt 2025: Die große Bereinigungsgala im Bundestagsvarieté

Der Start: Abi-Feeling im Plenarsaal

Um elf Uhr vormittags begann das Schauspiel. „Fühlt sich an wie Abitur“, seufzten Ministerinnen, während sie mit dicken Ordnern einmarschierten. Wer seine Zahlen nicht parat hatte, fürchtete Nachsitzen im Ausschusskeller. Das Ritual verlangt: erst draußen warten, dann hereingerufen werden wie Kandidaten bei „Deutschland sucht den Superhaushalt“. Drinnen stellen sich die Minister brav hin, erklären, warum sie Geld brauchen, und hoffen, dass niemand nach dem dritten Nachtragshaushalt fragt.

Die Angst vor dem Schicksal: Nach hinten rutschen

Die goldene Regel: Nie zu spät kommen. Wer nicht da ist, wenn sein Name aufgerufen wird, darf ans Ende der Liste. Das bedeutet: warten bis Mitternacht und zwischendurch Kartoffelsalatreste im Foyer jagen. Diesmal war niemand so unklug, alle Minister standen parat wie Schüler beim Wandertag. Überraschung: Die Sitzungen dauerten nur halbe Stunden, nicht halbe Ewigkeiten. Früher quälte man einzelne Minister zweieinhalb Stunden lang, diesmal reichte ein kurzes „Alles klar, danke, nächste Person bitte“.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Das Schöne an einer Bereinigungssitzung: Hier werden Millionen verteilt wie Lose auf der Kirmes. Wer Glück hat, gewinnt einen Zuschuss, wer Pech hat, kriegt nur warme Worte. Diesmal wanderten Extra-Gelder zum Technischen Hilfswerk, ein paar Millionen zum UN-Welternährungsprogramm – und das absolute Highlight: die Sport-Milliarde. Ausgerechnet in der Stunde der Haushaltskürzungen zauberte jemand eine Milliarde für Sportstätten hervor. Die Kommunen jubeln, Sportvereine träumen von neuen Duschen, und irgendjemand klebt sich im Stillen ein „kraftvolles Zeichen“ an die Wand.

Menü der Macht: Schnitzel statt Zahlen

Gegen 19 Uhr kam der Moment, auf den alle warteten: Pause. Aufgetischt wurde der Klassiker deutscher Verhandlungskost – Schnitzel, Kartoffelsalat, Nudeln. Wer glaubt, Milliarden zu verschieben sei harte Arbeit, hat noch nie gesehen, wie Abgeordnete auf warme Schnitzel losgehen. Nach einer Stunde Verdauungspause ging’s zurück in den Saal. Letzter Programmpunkt: Verteidigungsetat. Der zuständige Minister wurde höflich eine Stunde lang befragt, nickte sachlich, sprach von Zielorientierung und verließ die Bühne so nüchtern wie ein Nachrichtensprecher am Sonntagabend.

Das große Finale: Zahlen wie Seifenblasen

Und dann, pünktlich um 22:12 Uhr, war es vorbei. 502,5 Milliarden Euro Ausgaben, 81,78 Milliarden Schulden, dazu Sondervermögen für Infrastruktur und Bundeswehr. Ein Zahlengebirge, das so groß wirkt wie der Himalaya, aber so flüchtig ist wie Seifenblasen auf einem Kindergeburtstag. „Wir schaffen Grundlagen für Sicherheit und Wachstum“, jubelten die einen. „Ungedeckte Schecks! Armutszeugnis!“ schimpften die anderen. Alle hatten recht, keiner hatte Unrecht, und der Haushalt war beschlossen – zumindest für den Moment.

Der Abgang: Absacker im Büro

Nach getaner Arbeit zerstreuten sich die Abgeordneten. Einer hatte in seinem Büro ein Fass Bier aufgestellt. Denn nach 11 Stunden Sitzungsballett und Milliardenjonglage braucht selbst der härteste Haushaltspolitiker einen Schluck. Schließlich ist Politik auch nur Showbusiness, nur mit schlechter Beleuchtung und besseren Belegen.

Bereinigt, aber nicht gelöst

Der Haushalt 2025 ist da. Kein großes Drama, keine Nachtsitzung, nur ein zügiges Abhaken mit Beilagenbuffet. Die wahre Spannung wartet schon: Wie stopft man 2027 das drohende 34-Milliarden-Loch? Bis dahin gibt es erst einmal Schnitzel, Schulden und Schulterklopfen.