Heidelberg rollt die Zukunft aus – das Robo-Auto jagt Knöllchen
Ab dem 18. September rollt durch die Straßen ein unscheinbarer Wagen, der mehr kann, als Spotify abspielen und sich im Feierabendstau langweilen. Dieses Auto scannt. Und zwar nicht QR-Codes für Rabattaktionen, sondern gleich ganze Straßenzüge. Parkscheine, Anwohnerausweise, Kennzeichen – alles wird eingesogen wie von einem übermotivierten Drucker im Dauerbetrieb.
Die nackten Zahlen:
Ein menschlicher Kontrolleur schafft 50 Autos pro Stunde – vorausgesetzt, er verliert sich nicht im Smalltalk mit empörten SUV-Fahrern oder beim Selfie vor dem Abschleppwagen. Das Scan-Auto hingegen kontrolliert 1000 Fahrzeuge pro Stunde. Willkommen im Zeitalter der industriellen Knöllchenproduktion.
Natürlich heißt es offiziell: „Noch keine Bußgelder, erst Testbetrieb.“ Aber jeder weiß: Das ist wie bei Streamingdiensten mit dem kostenlosen Probemonat. Erst lacht man, dann zahlt man.
Die grüne Ministeriumslyrik verspricht derweil: „Mehr Sicherheit für Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Bewegungseinschränkungen.“ Klingt gut, aber in Wahrheit bedeutet es: Der nächste Falschparker, der denkt, er könne mal eben fünf Minuten vorm Bäcker stehen bleiben, wird künftig schneller überführt als ein Bankräuber in der Tagesschau.
Einziger Trost: Noch darf Heidelberg nur ein Auto einsetzen. Die große Knöllchen-Invasion bleibt also vorerst aus. Doch wir wissen alle, wie das endet: Erst eins, dann eine Flotte, irgendwann kreuzen die Scan-Cars in Formation durch die Stadt wie städtische Drohnenschwärme, begleitet von einem Chor aus piependen Strafzetteldruckern.
Natürlich hat man das Ganze schon mal getestet – auf einem Parkplatz der Universität Hohenheim. Denn wo, wenn nicht zwischen überforderten Studenten und botanischen Versuchsfeldern, sollte man eine Technologie erproben, die bald Rentner beim Pfandflaschenabgeben in Panik versetzt?
Die wahren Opfer dieser Innovation:
– Der klassische Politessen-Dialog („Nur fünf Minuten, ich schwöre!“ – „Sagen Sie das meinem Block.“) verschwindet.
– Der gute alte Zettel unter dem Scheibenwischer wird durch eine nüchterne Datenbank ersetzt.
– Die Ausrede „Der Parkschein ist vom Wind weggeflogen“ stirbt endgültig aus.
Stattdessen gibt es bald nur noch kalte Effizienz: Kennzeichen rein, Software raus, fertig. Deutsche Ingenieurskunst trifft auf kommunale Pedanterie.
Heidelberg schreibt Geschichte – nicht mit Dichtern und Denkern, sondern mit einem Auto, das zur Allzweckwaffe gegen Falschparker mutiert. Noch ist es ein Pilotprojekt, doch man hört förmlich schon das Sirren einer Zukunft, in der selbst das Parken vorm eigenen Haus zum Hochrisikomanöver wird.
Wer in Heidelberg künftig einen Parkplatz sucht, sollte nicht nur an den Parkschein denken – sondern auch an die Kameras, die vielleicht schon im Rückspiegel lauern. Willkommen in der Zukunft: Big Brother fährt VW Golf.