Heiliger Rasen, Hallenhalligalli und heilige Helden – die Ballhalla öffnet ihre Pforten
Und während draußen noch der Wind den letzten Stadiongesang vom Westfalenstadion herüberträgt, herrscht drinnen Gala-Stimmung. 300 Gäste, blitzende Kameras, funkelnde Pokale – und jede Menge Pathos. Denn es ist wieder soweit: Die „HALL OF FAME des deutschen Fußballs“ nimmt neue Mitglieder auf. Eine Art Fußball-Olymp, nur mit mehr Weißwürsten und weniger Göttern, dafür aber mit Applaus-Statistik.
Die Heldenparade der Halbgötter in Stutzen
Sechs neue Namen dürfen fortan in der Ruhmeshalle glänzen – und zwar so glänzend, dass man fast Sonnencreme braucht.
Vier davon – sagen wir es ehrlich – kamen höchstpersönlich. In Anzügen, die so akkurat saßen wie früher ihre Kopfbälle.
Man spürte: Hier tritt man nicht einfach auf, man betritt Geschichte.
Die Gäste klatschten, als wäre das hier die Nachspielzeit eines WM-Finales. Zwischen Sekt und Schnitzel wurden Reden gehalten, die nach Legenden rochen – und nach leichtem Fußspray. Worte wie „Leidenschaft“, „Teamgeist“ und „Mentalität“ flogen durch den Raum wie Flanken in der 90. Minute.
Einer bekam seinen Award posthum – vertreten von seinem Sohn, der eigens aus London angereist war, vermutlich mit Handgepäck voller Emotionen. Der Applaus dafür: ehrlicher als jede Schwalbe.
Ein anderer, sagen wir, erfahrener Trainer, konnte nicht kommen. Gesundheitlich verhindert. Oder, wie man es im Fußball nennt: Verletzt auf der Trainerbank, aber mental topfit.
Glanz, Gloria und Grätschen
Die Bühne – golden, dezent überbeleuchtet, wie ein Champions-League-Trailer in 3D.
Die Laudatoren – wortgewaltig, charmant, leicht übermüdet.
Das Publikum – ein Mix aus VIPs, Altstars, Journalisten und Menschen, die „Ballbesitzquote“ für ein Gesprächsthema halten.
Zwischen Standing Ovations und Stadionhymnen entstand ein Gefühl irgendwo zwischen Kirchentag und Kabinenansprache.
Man hätte fast erwartet, dass gleich jemand ruft: „Wir müssen einfach an uns glauben!“ – und das Publikum in Takt klatscht.
Die Hall of Fame – das Fegefeuer für Fußballlegenden
Wer hier landet, hat’s geschafft: Die Schuhe längst an den Nagel gehängt, aber die Aura bleibt.
Ein Ort, wo Helden der Vergangenheit weiterleben – in Bronze, Glasvitrine oder YouTube-Zusammenschnitt.
Die „Ballhalla“ ist kein Museum, sie ist ein Ritual:
Hier wird Fußballgeschichte gefeiert, als wäre sie gerade eben erst vom VAR bestätigt worden.
Hier trifft Leidenschaft auf Lichtinstallation, Torjubel auf Trüffelhäppchen.
Hier verwandelt sich die „Doppelsechs“ in einen Doppelkeks mit goldener Verzierung.
Zwischen Mythos und Mediensause
So endet der Abend: mit Blitzlichtgewitter, leichtem Muskelkater vom Klatschen und der stillen Erkenntnis, dass Ruhm zwar vergeht – aber in Dortmund immer einen Parkplatz hat.
Die Hall of Fame ist damit, wie der Fußball selbst:
Manchmal zu laut, manchmal zu pathetisch, aber immer mit dem Gefühl, dass es irgendwie doch um alles geht.
Randnotiz aus der banahlen Redaktion:
Und irgendwo in der Ecke, direkt unter der Pokalvitrine, murmelt ein alter Ball:
„Ich war mal rund, jetzt bin ich Geschichte.“