Highspeed im Schneckentempo
Eine neue Umfrage hat bestätigt, was jeder weiß, der schon einmal versucht hat, im Büro ein 5-MB-PDF herunterzuladen: Zwei Drittel aller Unternehmen fühlen sich vom Internet sabotiert. 64,5 Prozent berichten, dass ihre Geschäftsprozesse durch Netze behindert werden, die eher an ein Hamsterrad erinnern als an einen Glasfaseranschluss. Rund 31 Prozent fühlen sich gleich komplett ausgebremst – da ist selbst die Brieftaube mit USB-Stick noch konkurrenzfähig.
Dabei sind Milliarden an Fördermitteln in den Ausbau geflossen. Man muss sich das so vorstellen: In Berlin gießt jemand mit einem goldenen Gießkännchen Fördergeld über Deutschland, aber statt Glasfaser wächst nur ein Kupferdraht mit Moos drauf. Das Ergebnis: In der EU belegt Deutschland beim Glasfaser-Ausbau den vorletzten Platz. Glückwunsch! Man könnte es fast für ein cleveres Sparmodell halten: Wenn das Internet zu langsam ist, wird auch weniger gestreamt – spart CO₂ und Nerven.
Die regionalen Unterschiede sind so drastisch, dass man fast einen Roadtrip vorschlagen möchte. Im Norden: Highspeed-Paradies! Schleswig-Holstein glänzt mit neun von zehn möglichen Glasfaseranschlüssen. Firmen dort wissen gar nicht, was ein „Ladebalken“ ist – man munkelt, sie halten ihn für ein Museumsobjekt. Im Süden dagegen: Digitales Mittelalter. Baden-Württemberg und Saarland wirken, als würden sie Daten noch in Eimern von Ort zu Ort tragen.
Besonders schön ist das Fazit des Instituts: Der Netzausbau allein reicht nicht – man müsse die Leute auch dazu bringen, die Anschlüsse zu nutzen. Ein Satz, so deutsch, dass er sich anfühlt wie eine Verwaltungsvorschrift: „Sehr geehrte Bürger, Sie haben zwar Glasfaser, bitte denken Sie daran, sie auch einzuschalten.“ Tatsächlich sind bundesweit nur 27 Prozent der Glasfaseranschlüsse aktiv. Der Rest liegt wie ein fabrikneues Fahrrad im Keller: gekauft, bezahlt, aber nie gefahren, weil das alte Klapprad „noch läuft“.
Und dann sind da noch die Unternehmen, die standhaft auf VDSL oder Kabelanschlüsse setzen. Ein bisschen wie jemand, der sich weigert, von VHS auf Streaming umzusteigen, weil „die Kassette doch völlig reicht“. Erst wenn die E-Mail mit dem Angebot wieder drei Stunden im Ausgang hängt, kommt die Erkenntnis: Vielleicht doch mal ein Upgrade wagen.
Deutschland hat die Digitalisierung nicht verschlafen – es liegt hellwach im Bett, scrollt am Wecker vorbei und fragt sich, warum der WLAN-Stick von 2009 so langsam ist. Während die Politik noch über Ausbaupläne, Bedarfsanalysen und Fördermodelle nachdenkt, haben die Firmen längst ihr eigenes Geschäftsmodell entwickelt: Kaffee trinken, warten und den Kunden erklären, dass die Rechnung „gerade lädt“.