ICE L – Der Zug, der alles kann. Außer pünktlich sein.
Der ICE L soll ab dem 14. Dezember auf deutschen Schienen rollen – oder zumindest versuchen, es zu tun. Denn während andere Länder Hochgeschwindigkeitszüge mit 350 km/h durch die Landschaft schießen lassen, schafft der ICE L stattliche 230 km/h – bei Rückenwind und guter Laune. Damit ist er quasi der Esel unter den europäischen Hochgeschwindigkeitszügen: sympathisch, gemütlich, aber bitte keine Eile!
Die Bahnchefin verkündete stolz: „Wir wollen nicht nur befördern, wir wollen begeistern.“ Das klingt schön, fast poetisch – wäre da nicht der kleine Schönheitsfehler, dass die Begeisterung meist schon beim Blick auf die Anzeigetafel endet („Verspätung: 78 Minuten, Grund: Bahn bleibt Bahn“).
Doch zurück zum Star der Schiene: Der neue ICE L hat keine Treppen. Ein revolutionäres Konzept, das beweist: Fortschritt beginnt dort, wo man endlich aufhört zu stolpern. Der Einstieg ist nun barrierefrei – was bedeutet, dass auch Rollstuhlfahrerinnen und Kinderwagenbesitzerinnen künftig denselben Frust erleben dürfen wie alle anderen: Warten auf den verspäteten Zug, aber wenigstens auf Augenhöhe.
Auch im Inneren hat sich einiges getan: neue Sitze, modernes Design, wohnliche Atmosphäre. Die Bahn spricht von „Komfort und Zuverlässigkeit“. Das klingt ein bisschen so, als würde ein Schnellrestaurant „Gourmet und Geduld“ auf die Speisekarte schreiben. Aber immerhin: Die Sitze sollen bequemer sein – vermutlich, weil man künftig noch länger drauf sitzen wird.
Die Wagen des ICE L sind nur halb so lang wie bisherige Modelle, was laut Bahn für ein „privateres und leiseres Raumgefühl“ sorgt. In der Praxis heißt das: doppelt so viele Züge, doppelt so viele Ausfälle, doppelt so viele Leute, die im Gang stehen, weil „leises Raumgefühl“ offenbar auch „wir sparen an Platz“ bedeutet.
Optisch unterscheidet sich der ICE L übrigens deutlich von seinen Vorgängern. Er wirkt… sagen wir: wie der Mittelweg zwischen futuristisch und „hat ein Kindergarten entworfen“. Aber gut – Hauptsache, die WLAN-Verbindung hält länger als eine Station (Spoiler: tut sie nicht).
Kurz gesagt: Der ICE L ist das perfekte Symbol für die Deutsche Bahn im Jahr 2025. Technisch ambitioniert, ästhetisch ansprechend – und trotzdem mit der unterschwelligen Gewissheit, dass er irgendwo zwischen Bielefeld und Fulda wieder stehen bleiben wird.
Aber hey: Er hat keine Treppen! Und das, liebe Mitreisende, ist in der Welt der Bahn schon fast ein Quantensprung. Oder, wie die Marketingabteilung sagen würde: „Low Floor, High Hopes.“