Inkasso mit Herz: Wie Münster 9,3 Millionen Euro zurückerobert – Cent für Cent, Lächeln für Lächeln
Man kann sich das etwa so vorstellen: Während andere morgens den ersten Kaffee trinken, öffnet Münster seine Rechnungslisten – und irgendwo in einem Büro klickt jemand auf „Mahnung Nr. 1 senden“. Freundlich formuliert, sachlich, fast liebevoll: „Sehr geehrter Bürgerin, Sie haben da noch was offen.“ Noch kein Grund zur Panik – schließlich ist das die kommunale Variante von „Ich erinnere dich nur daran, dass du mich liebst – und mir 257 Euro schuldest.“
Aber wehe, die Mahnung bleibt unbeachtet. Dann beginnt Phase zwei, das Herzstück der Bürokratie-Oper: das Nachfassen. Das klingt harmlos, ist aber die behördliche Variante von „Wir kommen wieder – diesmal mit Paragraphen“. Manchmal hilft ein Telefonat, manchmal auch die freundliche Androhung, dass der Kühlschrank künftig staatlich zertifiziert gepfändet werden könnte.
Natürlich geht das alles ganz geregelt zu. Denn das Forderungsmanagement der Stadt Münster ist nicht irgendein Inkasso-Schlägertrupp mit Druckerpatronen, sondern eine fein abgestimmte Verwaltungssymphonie aus Logik, Recht und Geduld. Hier trifft deutscher Ordnungssinn auf buchhalterische Leidenschaft. Zwischen Kaffeetassen, Formularstapeln und Excel-Tabellen tobt der stille Kampf um jeden Euro.
Und das Beste: 9,3 Millionen Euro sind am Ende tatsächlich wieder aufgetaucht – freiwillig, unfreiwillig oder einfach durch das göttliche Wirken des Dauerauftrags. Geld, das nun für Straßen, Schulen und wahrscheinlich auch den nächsten Radweg verwendet wird, den niemand benutzen will, weil er plötzlich mitten in einem Baum endet.
Doch was viele vergessen: Forderungsmanagement ist auch Psychologie. Zwischen Schuldner und Stadt entsteht eine ganz eigene Beziehung. Erst Fremdheit, dann Annäherung, schließlich die große Aussprache: „Ich zahle ja, aber nächste Woche wirklich!“ – ein Satz, der in der Verwaltung inzwischen so oft gehört wird wie „Server nicht erreichbar“.
Der Münsteraner Inkasso-Alltag ist also kein Western mit rauchenden Colts, sondern eher eine Bürokomödie mit städtischem Happy End. Wer sich weigert, zahlt am Ende doch – nicht, weil er muss, sondern weil Münster so charmant erinnert.
Und während die meisten Bürger gar nicht wissen, dass irgendwo jemand ihr Bußgeld in Tabellenfarbe Orange markiert, sitzen die Helden des Forderungsmanagements weiter im Büro, bewaffnet mit Kugelschreiber, Geduld und einem Plan: Noch mehr Millionen für Münster.