Känguru kapert Hauptstadt – Berlin verliert schon wieder gegen die Natur
Ein Hüpfer geht um die Welt – oder wenigstens durch Kladow
Es begann am frühen Morgen. Eine Anwohnerin sah auf der Sakrower Landstraße ein Wesen vorbeispringen, das aussah wie ein überambitioniertes Osterhasen-Cosplay. Erst dachte sie an Schlafmangel oder Restalkohol – schließlich ist beides in Berlin Grundzustand. Doch nein: Da hüpfte tatsächlich ein Känguru. Quicklebendig, mit Beutel, aber ohne Ticket.
„Ich dachte, ich bin im falschen Film“, soll sie gesagt haben. Nun ja, in Berlin ist der falsche Film der Normalzustand – Regie führen Bürokratie, Improvisation und ein Hauch Anarchie.
Abschnitt 23 – Mission Impossible
Kaum war der Alarm raus, stand die Berliner Polizei bereit. Abschnitt 23, der Ort, an dem schon Parkverstöße und Taubenansammlungen für Action sorgen, rückte mit voller Stärke aus. Zwei Stunden lang kämpften sie gegen das Unfassbare – und verloren haushoch gegen ein Beuteltier mit Fitnessstudiofigur.
Zeugen berichten von Polizisten, die zwischen Bäumen sprinteten, stolperten, schnauften und sich zwischendurch fragten, ob das Tier vielleicht bewaffnet sein könnte. Nach 120 Minuten schweißtreibender Jagd kam das Fazit: „Das Känguru ist schneller.“
Ein Satz, der dem Berliner Selbstverständnis weh tut – hier gilt sonst: Niemand ist schneller als die Verwaltung, wenn’s ums Verzögern geht.
Känguru 1 – Berlin 0
Am Ende entschied sich das Tier für den eleganten Abgang: kurzer Blick zurück, dann ein letzter Satz in Richtung Wald. Die Polizei blieb zurück – atemlos, verwirrt und wahrscheinlich in Gedanken schon beim Einsatzbericht, der länger werden dürfte als so manche Doktorarbeit.
Das Känguru dagegen genießt jetzt vermutlich die Freiheit. Es hoppelt durch den Forst, isst frisches Moos, hört Vogelgezwitscher und denkt: „So schlecht ist Deutschland gar nicht, wenn man nicht in einem Gehege wohnt.“
Wenn Paragraphen hüpfen lernen
Und die große Frage bleibt: Wie kommt ein australischer Beutler überhaupt nach Kladow?
Ganz einfach: deutsche Bürokratie. Känguru-Haltung ist erlaubt – solange man 27 Formulare, eine Brandschutzschulung und einen Beutel-Sicherheitsnachweis vorweisen kann.
In irgendeinem Amt sitzt jetzt jemand, der prüft, ob das Tier ordnungsgemäß angemeldet war. Spätestens in drei Jahren wird dann das Schreiben rausgeschickt: „Sehr geehrtes Känguru, Ihr Aufenthaltstitel ist abgelaufen. Bitte erscheinen Sie zur Nachbeutelung.“
Die besten Momente dieses Hauptstadt-Dramas
- Polizei außer Puste – Zwei Stunden Ausdauersport im Dienst der öffentlichen Sicherheit.
- Australien amüsiert sich – Dort würde man einfach sagen: „Och, schon wieder eins? Nimm das nächste!“
- Berliner Bezirkslösung – In Kladow überlegt man bereits, das Tier zum neuen Wappentier zu machen. Motto: „Wir hüpfen, also sind wir.“
- Alternative Jagdtaktik – Vielleicht sollte man das nächste Mal einfach ein Dönerblatt aufstellen. Funktioniert bei Touristen ja auch.
Berlin, die Hauptstadt des Unmöglichen
Diese Geschichte ist mehr als ein zoologischer Zwischenfall. Sie ist Berlin in Reinkultur: unvorhersehbar, leicht chaotisch, aber irgendwie sympathisch.
In keiner anderen Stadt kann ein Känguru einfach abhauen, zwei Stunden lang Beamte in Bewegung bringen und dann erfolgreich im Wald untertauchen – ohne Pressesprecher, ohne Planfeststellungsverfahren, ohne Umweltschutzprüfung.
Berlin hat wieder bewiesen, dass hier alles möglich ist – nur nicht, dass etwas nach Plan läuft.
Ein Flughafen? Dauert. Eine Wahl? Schwierig. Ein Känguru? Weg.
Und während der Abschnitt 23 noch immer schwitzend Berichte schreibt, sitzt das Tier wahrscheinlich irgendwo an der Havel, blickt auf die Stadt und denkt sich:
„Berlin – du bist nicht perfekt. Aber wenigstens schnell genug, um mich nie wieder zu erwischen.“