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Kennzeichen AHL – Heimatliebe mit Blechschrauben

Ahlen träumt groß. Nein, nicht von einem ICE-Halt oder vom Aufstieg in die Bundesliga, sondern von etwas viel Bedeutenderem: einem eigenen Kfz-Kennzeichen. Denn was wäre bitte schöner, als wenn auf der Heckklappe eines SUV nicht mehr das anonyme „WAF“ klebt, sondern ein stolzes „AHL“? Dazu die fantasievolle Endung „-EN“ – und schon rollt der pure Lokalstolz durch die Straßen: AHL-EN.

Der Bürgermeister, im satirischen Alltag gern als oberster Nummernschild-Lobbyist unterwegs, ist überzeugt: Das würde einen regelrechten Run auf die Zulassungsstelle auslösen. Wahrscheinlich müsste man dort Überstunden fahren, um die ganzen Kennzeichenjäger abzufertigen, die nichts dringlicher wollen, als ihr Auto in ein fahrendes Heimatmuseum zu verwandeln.

Dienstwagen mit Sonderstatus

Das Stadtoberhaupt hat seine Prioritäten jedenfalls klar: Privat würde er sofort auf „AHL“ umsteigen. Und der Dienstwagen seines Nachfolgers? Klar, das Kennzeichen AHL-EN 1 – alles andere wäre Majestätsbeleidigung. Man stelle sich vor: Der neue Bürgermeister müsste mit „WAF-XY 17“ beim Schützenfest vorfahren. Ein Skandal, schlimmer als ein abgesagter Kirmesmontag.

Mittelstädte schlagen zurück

Doch Ahlen ist nicht allein. Hinter den Kulissen formiert sich eine Liga der Mittelstädte, die offenbar beschlossen hat, dass Kennzeichen die wahre Machtfrage der Demokratie sind. Gemeinsam hat man einen Brief an Landesverkehrsminister Oliver Krischer geschrieben. Ein Dokument, das die Nation erschüttern könnte: 37 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, vereint im Kampf gegen die Kennzeichen-Ungerechtigkeit.

Ihr Argument: Seit 2012 dürfen ehemalige Kreisstädte ihre Altkennzeichen wieder haben – und die Mittelstädte gucken in die Röhre. Ergebnis: Rheine will RN, Kevelaer will KLE nicht mehr teilen, Kamp-Lintfort träumt von KL (was leider schon Kaiserslautern gehört), und Wermelskirchen will vermutlich auch irgendwas Eigenes. Kurzum: Jeder will ein Stück Blech mit drei Buchstaben, die nach Heimat riechen.

Bürokratie mit Herz

Und die Bürokratie? Kein Problem, sagen die Bürgermeister. Die Zulassungsstellen seien längst daran gewöhnt. Im Gegenteil: Mehr Kennzeichen, mehr Einnahmen! Menschen zahlen schließlich gerne dafür, wenn ihr Auto nicht mehr aussieht wie von nebenan, sondern wie von daheim. „Kleinräumige Verortung“ nennt man das. Im Klartext: Man will nicht „Landkreis“, man will „mein Kaff“.

Verkehrsministerium als Spaßbremse

Jetzt liegt der Ball beim Ministerium. Dort soll eine „kleine Anpassung“ in der Fahrzeugzulassungsverordnung her. Klein, aber fein: ein Paragraf, der den Mittelstädten endlich ihre Würde zurückgibt – in Form eines Blechschildes. Es geht schließlich um nichts weniger als Gerechtigkeit auf der Heckscheibe.

Konkurrenz? Aber nein!

Natürlich beeilt sich der Bürgermeister zu betonen: „Das ist keine Konkurrenz zu WAF oder BE!“ Wie könnte es auch? Schließlich sind die Autos groß genug, zwei Kennzeichen unterzubringen. Aber nein, das AHL-Kürzel sei eine Ergänzung, ein Symbol der Geschichte, ein Leuchtturm der Identität. Und vielleicht, so die Hoffnung, ein Magnet für Touristen. Wer würde nicht nach Ahlen reisen, nur um ein Foto mit einem Auto zu machen, auf dem „AHL-EN“ prangt?

Kennzeichen-Kabarett

Man muss es anerkennen: Während andere Städte mit Wohnungsnot, Klimakrise oder digitaler Infrastruktur kämpfen, hat Ahlen eine Vision: AHL auf Blech. Ein Symbol, das zusammenschweißt, stolz macht und für Schlagzeilen sorgt.

Und wer weiß: Vielleicht kommt bald die erste Tuning-Szene, die stolz ruft: „Wir sind AHL-EN, wir fahren AHL-EN!“ – und das Ordnungsamt nickt zufrieden, weil endlich mal Ordnung auf dem Blech herrscht.