King Trump und der braune Regen – Amerika feiert seine neue Monarchie
In New York zogen die Menschen vom Times Square gen Süden, bewaffnet mit Schildern, Trommeln und der unerschütterlichen Hoffnung, dass Ironie vielleicht doch irgendwann die Welt retten könnte. Auf den Plakaten: Trump mit Hitlerbärtchen, Trump als sabberndes Baby in Putins Armen, Trump als König mit Krone aus Haarspray – der Mann ist offenbar das Schweizer Taschenmesser politischer Karikaturen.
Die Parole der Stunde: „No Kings“. Ein Satz, so einfach und doch so radikal, dass man ihn glatt auf die Rückseite einer Freiheitsstatue ritzen könnte. Denn offenbar muss man im Jahr 2025 in Amerika noch einmal daran erinnern, dass Demokratie keine Monarchie mit Twitter-Zugang ist.
Mittendrin: Catherine. 70+, Daueraktivistin seit Woodstock, bewaffnet mit moralischem Rückgrat und faltbarer Sitzgelegenheit. „Ich protestiere für meine Enkel“, ruft sie – während der Rest des Landes lieber für Steuererleichterungen und Waffenbesitz demonstriert. Catherine hat alles gesehen: Vietnam, Watergate, Reality-TV – und sie ist immer noch wütend. „Grausamkeit und Hass sind populär geworden“, sagt sie fassungslos. Willkommen im Zeitalter, in dem Empathie als Schwäche gilt und Empörung als Charakterzug.
„Ja zu unseren Leuten, ja zu Migranten“, skandiert der Protestchor, während der Rest der Nation in den Kommentarspalten „Build the Wall“ grölt. Es ist ein Duell zwischen Trommel und Troll. Und irgendwo in der Ferne lächelt ein Algorithmus, der sich die Hände reibt, weil Hass einfach besser klickt als Hoffnung.
Über 100.000 Menschen in New York, dazu Zehntausende in Boston, Chicago, Atlanta und Los Angeles. Es ist eine friedliche Revolution – die Sorte, die in den USA inzwischen fast exotisch wirkt. In Washington wird Bernie Sanders wie ein Popstar gefeiert, was beweist: Die Amerikaner lieben Revolution – solange sie auf einer Bühne steht und eine gute Tonanlage hat.
Währenddessen residiert Trump in seinem Mar-a-Lago-Königreich und tut, was Monarchen eben so tun, wenn das Volk murrt: Er lässt Kunst sprechen – in diesem Fall ein selbstproduziertes KI-Video auf seiner Lieblingsplattform Truth Social. Darin sitzt er, natürlich mit Krone, als Kampfpilot in einem Jet mit der Aufschrift „King Trump“. Unter ihm die Städte voller Protestierender – und was macht der König der Selbstinszenierung? Er lässt es regnen. Nicht Gold, nicht Segen, sondern braunen Schlamm.
Ein Symbolbild, das man kaum treffender erfinden könnte: Ein Mann, der buchstäblich auf sein eigenes Volk scheißt – digital, aber mit Gefühl.
Und während die Republikaner den Demonstranten vorwerfen, Amerika zu hassen, entgegnet einer von ihnen trocken: „Ich liebe mein Land. Ich hasse nur, was es gerade tut.“ Eine Unterscheidung, die vermutlich mehr politische Bildung enthält als der gesamte Lehrplan in Texas.
Amerika steht am Scheideweg – zwischen Demokratie und Reality-Show, zwischen Protest und Parodie. Und irgendwo über Manhattan fliegt ein goldener Jet, der braune Spur hinterlässt – eine Metapher, die sogar Shakespeare zu platt gewesen wäre.