Kreis Warendorf zwischen Haushaltskoller und Finanzakrobatik – Wenn Zahlen tanzen und Kassen ächzen
Die Ausgangslage? Schwierig. Oder, wie man im Verwaltungsdeutsch sagt: „herausfordernd unter Berücksichtigung multipler externer Einflussfaktoren“. Übersetzt heißt das: Die Wirtschaft läuft so rund wie ein platten Reifen, während gleichzeitig die Sozialausgaben explodieren wie ein schlecht gewarteter Gasherd. Russland, Zölle, Demografie – der ganz große Weltwahnsinn klopft höflich an die Tür des Kreishauses und sagt: „Guten Tag, hier ist Ihre Kostensteigerung.“
Steuern runter, Sorgen rauf
Weil die Steuereinnahmen sinken, müssen Kreis und Kommunen umso mehr für Sozialleistungen, Pflege und Integration blechen. Und während anderswo von „Smart Cities“ geträumt wird, zählt man in Warendorf die Bedarfsgemeinschaften – aktuell rund 7.700, davon etwa ein Drittel mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Das Jobcenter hat also weiterhin volles Haus, allerdings kein volles Konto. 2024 gingen 63,1 Millionen Euro für Geflüchtete drauf, 2025 sollen es rund 69 Millionen sein – und der Bund zahlt so ungern nach, dass man fast meinen könnte, die Haushaltskasse sei ein Spendenaufruf mit eingeschränkter Reichweite.
LWL – der Dauerbrenner der Umlagenrepublik
Besonders beliebt in der regionalen Finanzfolklore: der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der zuverlässig jedes Jahr etwas mehr will. Der Hebesatz steigt von 17,9 auf 18,45 Prozent. Klingt harmlos – bis man merkt, dass das für den Kreis Warendorf 109,3 Millionen Euro bedeutet. 8,5 Millionen mehr als letztes Jahr! Dafür, dass man dort vermutlich dieselben sozialen Probleme bekämpft – nur mit neuen Formularen.
Doch der Kreis gibt nicht auf: Man will mit dem LWL über ein „Einfrieren“ des Hebesatzes verhandeln. Klingt mutig, fast revolutionär. Ein bisschen wie: „Wir haben kein Geld, aber wir hätten da mal eine Idee.“ Vielleicht klappt’s – immerhin sitzt der LWL auf Rücklagen von über 690 Millionen Euro. Man könnte fast meinen, der Verband hätte ein Sparschwein mit eigener Schufa-Bewertung.
Kreisumlage – das große Schrauben am Hebel
Damit überhaupt noch was übrig bleibt, wird die Allgemeine Kreisumlage erhöht. Von 33 auf 37,7 Prozent. Das sind 202,5 Millionen Euro, also rund 32,8 Millionen mehr. Die Kommunen dürfen also wieder jubeln: „Hurra, wir zahlen uns selbst!“ Immerhin: 3,7 Prozent davon beruhen auf dem sogenannten „Mitnahmeeffekt“. Das klingt nach Steuerpolitik mit moralischem Augenzwinkern – so, als würde man fürs Zu-viel-Verdienen einen Sonderrabatt bekommen.
Jugend, Personal und Pflasterarbeiten
Auch das Jugendamt darf wachsen – natürlich nur finanziell. Die Jugendamtsumlage steigt um 1,2 Punkte auf 21,5 Prozent. Macht schlappe 62,3 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter im Kreis steigt um ganze vier Stellen – vermutlich, um die ganzen Anträge auf Mittelbewilligung abzuarbeiten. Dafür werden 113,2 Millionen Euro Personalbudget eingeplant. Und wer glaubt, das klingt viel, hat noch nie versucht, mit 2,8 Prozent Tarifsteigerung die Inflation zu überholen.
Haushaltskunst zwischen Excel und Existenzangst
Warendorf spart, investiert, jongliert – und nennt das Ganze „nachhaltige Finanzpolitik“. Zwischen Pensionsfonds, Glasfaserprojekten und Pflegekosten kämpft der Kreis tapfer gegen die wirtschaftliche Schwerkraft.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass die einzige wachsende Größe im Haushalt nicht der Wohlstand, sondern die Umlage ist. Und so heißt es inoffiziell im Kreisverwaltungsslang:
„Wir sind finanziell am Limit – aber immerhin digital erfasst.“