Kullern und Krabbeln – Ahlens kleinster Sportverein tagt
Babys auf dem Weg zur Weltherrschaft
In diesem Kurs geht es nicht um Noten, nicht um Pokale – nein, hier geht es um die ganz großen Disziplinen des Lebens: Rollen, Rutschen, Purzeln, Wackeln, Hinfallen, Wieder-Aufstehen. Kurz: die Basics fürs spätere Leben in Ahlen. Heute auf der Matte, morgen im Bürgeramt.
Die Babys lernen ihren Körper kennen, so wie Erwachsene irgendwann feststellen, dass der Rücken nicht mehr mitmacht, wenn man zweimal zu oft in den Keller rennt. Ob kullern wie ein ausgelassener Fußball auf der Nordstraße, krabbeln wie ein Politiker durchs Wahlprogramm oder erste heroische Versuche, sich aufzurichten – jede Bewegung wird kommentiert, beklatscht und notfalls mit Feuchttüchern abgetupft.
Spiele, Spaß und Schweißperlen
Natürlich darf das spielerische Element nicht fehlen. Es gibt Bewegungs- und Wahrnehmungsspiele, bei denen die Kleinen wahlweise in die Rassel beißen, mit der Decke kämpfen oder den Bauklotz als Wurfgeschoss testen. Für die Erwachsenen bedeutet das: eine Lektion in Gelassenheit. Wer einmal gesehen hat, wie das eigene Baby grinsend den Brei über die gesamte Yogamatte verteilt, weiß, dass jede spätere Pubertätskrise nur noch eine Frage der Reinigungskraft ist.
Zwischendurch wird gelacht, entdeckt und gestaunt. Ein Baby lacht, zehn andere lachen mit – und die Eltern gleich mit, obwohl sie insgeheim an die lange Nacht voller Stillpausen denken.
Eltern im Sozialtraining
Für die Eltern ist der Kurs nicht nur Babysport, sondern auch sozialpädagogisches Selbsthilfeprogramm. Hier können sie sich austauschen: über Schlafrhythmen (die es nicht gibt), über Breirezepte („Möhre geht immer“) und über die Frage, ob man mit fünf Stunden Dauerschreien am Tag schon eine eigene Hotline beim Jugendamt verdient.
Es entstehen Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften. Manchmal auch kleine Allianzen: „Wenn dein Baby das nächste Mal meinen Kaffeebecher umwirft, bring ich Muffins mit.“ Fairer Tausch.
Die neue Elite der Krabbelmatte
Nach einigen Wochen ist der Kurs mehr als nur eine Spielstunde. Er ist ein Fitnessstudio für die Zukunft: Die Babys trainieren ihre Muskeln, die Eltern ihre Nerven. Während die einen kugeln und kullern, üben die anderen, mit halbkaltem Kaffee und freundlichem Dauerlächeln durchs Leben zu gehen.
Und wenn es am Ende heißt: „Schauen Sie, Ihr Kind steht schon fast!“, dann erfüllt das nicht nur den Raum mit Stolz – sondern auch mit der Erkenntnis, dass dies der erste Schritt in Richtung „Bitte nicht an die Steckdose!“ ist.
„Kullern und Krabbeln“ ist mehr als ein Kurs. Es ist ein Mini-Drama des Lebens in Turnmattenformat. Die Babys lernen Bewegung, die Eltern lernen Geduld, und am Ende rollen alle gemeinsam Richtung Zukunft. Man könnte fast meinen: Das ist die wahre Vorbereitung auf Ahlen – wo man ständig lernt, hinzufallen, aufzustehen und mit einem Lächeln weiterzukrabbeln.