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Like mich, ich bin ein Verein – Die VHS Ahlen erklärt das Internet

Ahlen, Montagabend, 18 Uhr. Während draußen die Sonne untergeht und die Welt sich langsam in den Feierabend scrollt, sitzen im Alten Rathaus ein Dutzend entschlossener Vereinsmenschen mit hochmotivierten Gesichtern und fragen sich: „Was ist eigentlich ein Hashtag – und kann man das essen?“ Willkommen beim wohl wichtigsten Kurs des digitalen Jahrhunderts: „Social Media für Vereine und Initiativen“.

Like mich, ich bin ein Verein

Hier, wo sonst Kaffeekränzchen und Bastelkurse stattfinden, wird jetzt das Internet neu entdeckt. Und zwar mit der ganzen Energie, die man sonst nur beim Kuchenverkauf am Stadtfest sieht. Das Ziel ist klar: mehr Likes, mehr Reichweite, mehr Mitglieder – oder wenigstens endlich verstehen, warum der Enkel immer sagt: „Oma, du bist viral!“

Die VHS hat dafür eine Expertin eingeladen, die nicht nur weiß, wie man Tweets schreibt, sondern auch, wie man sie überlebt. Sie erklärt geduldig, was ein Algorithmus ist (nein, kein griechischer Philosoph) und warum Instagram-Stories nicht mit Märchenanfang beginnen müssen.

Schon der erste Kursteil sorgt für Aufregung: „Welche Plattform passt zu mir?“ – eine Frage, die viele hier zuletzt beim Online-Banking gestellt haben. Für manche klingt „Instagram“ wie ein Medikament gegen Müdigkeit, andere denken, „Twitter“ sei ein neuer Ahlener Kleintierzuchtverein.

Doch nach und nach beginnt das Wunder. Die Teilnehmer lernen: Reichweite ist kein geografischer Begriff, sondern eine digitale Währung. Hashtags sind keine modischen Accessoires, sondern kleine Zauberwörter für Sichtbarkeit. Und ein „Post“ ist nicht nur das, was man aus dem Briefkasten holt.

Besonders spannend wird es, als es um den Aufbau einer „Community“ geht. „Das ist quasi eine Gruppe Gleichgesinnter“, erklärt die Dozentin. Ein älterer Herr nickt begeistert und murmelt: „Also wie unser Stammtisch – nur mit weniger Bier und mehr Emojis.“

Anschließend geht’s ans Eingemachte: Wie erstellt man ansprechende Inhalte? Die goldene Regel lautet: Nie ein Gruppenfoto posten, auf dem alle gleichzeitig die Augen offen haben wollen – das schafft nicht mal künstliche Intelligenz. Stattdessen lieber kurze Videos, kleine Geschichten, vielleicht ein Selfie vom Vereinsgrillabend. „Aber bitte“, mahnt die Dozentin, „nicht jedes Bratwürstchen posten.“

Spätestens beim Thema „Follower“ spürt man, dass die VHS Ahlen an den Nerven der Zeit kratzt. „Follower“ – das klingt für viele nach einer Sekte, ist aber in Wahrheit nur das digitale Pendant zum Vereinsmitglied mit weniger Pflichtbewusstsein.

Zum Abschluss erklärt die Kursleiterin noch, wie man mit den gewonnenen Followern kommuniziert. Also freundlich, menschlich, aber nicht zu menschlich – schließlich will niemand, dass der Schützenverein plötzlich DMs mit Herzchen bekommt.

Nach zwei Montagen voller WLAN, Wörtern und Wundern gehen die Teilnehmenden mit rauchenden Köpfen, frischen Accounts und dem festen Vorsatz nach Hause, das Internet endlich zu erobern.

Die VHS Ahlen hat verstanden, was viele Kommunen noch nicht wissen – dass Likes die neuen Vereinsbeiträge sind. Und wer sich heute noch nicht auf Social Media präsentiert, der existiert morgen vielleicht nur noch auf der Pinnwand im Vereinsheim.