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Lizenz zum Passen – Wirtz als Agent 007 im Auftrag des Unvollendeten

England liebt Spitznamen. Besonders dann, wenn sie ein bisschen wehtun. Und so hat die Premier League nach sieben tor- und vorlagenlosen Spielen ein neues Mitglied in ihrem inoffiziellen Geheimdienst: „007 Wirtz – null Tore, null Vorlagen, sieben Spiele“. Eine Nummer, die klingt, als würde sie im Abspann eines Katastrophenfilms auftauchen, direkt hinter „Soundeffekte: Regen in Dauerschleife“.

Lizenz zum Passen – Wirtz als Agent 007 im Auftrag des Unvollendeten

Der arme Mann kann einem fast leidtun – oder zumindest so sehr, wie es einem Multimillionär mit Designerfrisur und Sponsorenvertrag möglich ist. Denn während seine Mitspieler auf dem Platz Tore feiern, feiert man bei ihm die Statistik des Nichts. Sieben Spiele, siebenmal große Erwartungen, siebenmal gähnende Null. Kein Treffer, keine Vorlage, aber immerhin unzählige Analysen, warum das alles natürlich nicht seine Schuld ist.

Sein Trainer bleibt cool. Er kennt das Spiel – und meint damit nicht den Fußball. „Wenn du für so viel Geld kommst, schauen die Leute eben auf Tore und Vorlagen“, sagt er sinngemäß. Übersetzt bedeutet das: „Die Boulevardpresse hat keine Ahnung von Raumaufteilung, Passwegen oder Expected Assists, aber sie liebt Zahlen mit Nullen.“

Und Wirtz? Der spielt eigentlich gar nicht schlecht. Im Gegenteil – laut seinem Coach hätte er längst sechs oder sieben Vorlagen haben können. Wenn, ja wenn die Mitspieler seine genialen Pässe nicht in die Stratosphäre geschossen oder kunstvoll am Tor vorbeigezirkelt hätten. Das ist, als würde ein Sternekoch beschuldigt werden, schlecht zu kochen, weil der Kellner ständig das Essen fallen lässt.

Das Paradebeispiel: das legendäre Chelsea-Spiel. Wirtz kommt rein, spielt sofort diesen göttlichen Pass, der jede Fußballschule als Anschauungsmaterial veredeln würde – und der Stürmer? Tritt daneben. Kein Tor, kein Assist, nur ein weiterer Strich auf der „007“-Liste.

Der Trainer lacht darüber – vermutlich auch, um nicht zu weinen. „In 99 von 100 Fällen wäre das ein Tor“, sagt er, um direkt hinzuzufügen: „Naja, eher 98.“ Der Unterschied? Beim letzten Mal, als Wirtz so einen Ball spielte, traf der Stürmer nur den Pfosten. Es ist, als hätte jemand einen Hollywoodfilm mit Happy End geplant, aber das Drehbuch endet beim Cliffhanger.

So wird aus Wirtz der tragikomische Held der Premier League: ein junger James Bond ohne Lizenz zum Treffen. Statt Pistole trägt er Passquote, statt Martini serviert er Steilpässe, und statt Bösewichte zu besiegen, scheitern seine Teamkollegen regelmäßig an der Latte.

Vielleicht ist das ja auch das eigentliche Problem: Wirtz spielt auf Champions-League-Niveau, aber seine Mitspieler befinden sich noch im Tutorial-Modus. Oder, um es in britischem Understatement zu sagen: „Unlucky, mate.“

Bis dahin bleibt er also: 007 – der Mann, der alles richtig macht, aber nichts zählt. Der Spion, der aus der Vorlage kam. Und wenn seine Mitspieler weiter so treffsicher daneben zielen, wird er wohl auch nach dem achten Spiel noch bei null stehen – aber wenigstens mit Stil.