Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Mikrofon frei für alle – Ahlen dichtet, lacht und philosophiert

Ahlen. Es wird wieder laut – literarisch laut. Am Dienstag, 28. Oktober, verwandelt sich das Heimatmuseum in einen poetischen Vulkan, der mit Metaphern spuckt, Reime wirft und Prosa tropfen lässt. Das „Ahlener Literatur-Mikrofon“ öffnet die Bühne für alle, die schon immer wussten, dass sie eigentlich Schriftsteller sind – nur ohne Verlag, Lektor und Deadline.

Mikrofon frei für alle – Ahlen dichtet, lacht und philosophiert

Ab 19 Uhr heißt es: Mikro an, Lampen an, Schweißperlen auf der Stirn – Bühne frei für die bunte Mischung aus Lyrik, Drama, Krimi, Satire, Songtext und „irgendwas dazwischen“. Das Motto: *„Literatur für alle von allen“* – klingt demokratisch, riecht nach Kaffee und klingt manchmal nach „Ich hab da mal was vorbereitet“.

Wer darf? Alle! Schreibende Schüler*innen, deren Poesie noch nach Mathearbeit riecht. Senior*innen, die endlich den Roman schreiben, den sie seit 1973 im Kopf haben. Rocker*innen, die zwischen Gitarrensolo und Bierdeckelphilosophie ihre Texte auf die Bühne bringen. Und natürlich die, die sonst heimlich Tagebuch schreiben, es aber lieber als „gesellschaftskritische Kurzprosa“ bezeichnen.

Der Clou: Es gibt keine inhaltlichen Grenzen. Alles ist erlaubt – von Herzschmerzgedicht über Katzenkrimi bis hin zum existentialistischen Monolog über die Kaffeemaschine im Lehrerzimmer. Nur eines ist streng verboten: Rassismus, Diskriminierung – und vermutlich auch das Vorlesen von 80-seitigen Epos-Fragmenten über den Sinn des Daseins. Denn, Regel Nummer eins: Zehn Minuten. Danach wird gnadenlos abmoderiert.

Moderiert wird der Abend von einer Literaturkennerin, die genug Feingefühl hat, auch das schrägste Gedicht mit einem aufmunternden „Sehr mutig!“ zu kommentieren. Zwischen Applaus, Nervosität und spontanen Lachanfällen entsteht so etwas wie eine kleine Ahlener Kultursensation: authentisch, ehrlich, manchmal chaotisch – aber immer echt.

Und weil Ahlen weiß, dass Literatur nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert werden will, darf das Publikum danach Fragen stellen. Ja, wirklich. Nach jeder Lesung können die Zuhörer*innen fragen, warum das lyrische Ich in der dritten Strophe plötzlich zu weinen beginnt oder ob der Protagonist wirklich die Katze war. Große Emotionen treffen auf kleine Bühnenmomente – das ist Feuilleton mit Filterkaffee.

Wer lesen möchte, muss sich vorher anmelden – das ist kein Poetry-Slam mit offenen Mikros, sondern ein präzise geplantes Literaturfest mit begrenzten Leseplätzen. Wer nur zuhören will, meldet sich ebenfalls an – entweder digital über die VHS oder ganz analog per Telefon, für alle, die lieber mit Wählscheiben kommunizieren.

Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro – aber für Vortragende ist das Mikrofon kostenlos. Eine Art literarisches Freibier, nur ohne Kater.

Fazit: Wenn Ahlen Literatur macht, dann richtig. Zwischen Lampenfieber, Papierrascheln und spontanen Gänsehautmomenten zeigt die Stadt, dass Kultur nicht nur in großen Sälen entsteht, sondern manchmal auch zwischen Poesiealbum, Humor und Hausstaub.

Also: Wer wissen will, wie sich die Zukunft der Literatur anhört, sollte hingehen. Denn in Ahlen gilt: Jeder darf was sagen – Hauptsache, es reimt sich wenigstens ein bisschen oder hat Witz.