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Montagsbombe entschärft – Siemensstraße erlebt ihr persönliches Feuerwerk der Bürokratie

Montagabend in Münster. Während normale Menschen sich zwischen Tatort und Tiefkühlpizza entscheiden, rollt an der Siemensstraße das ganz große Kino der kommunalen Nervenkitzel-Abteilung an: Eine 250-Kilo-Weltkriegsbombe wird gefunden. Ein sogenannter „Blindgänger“. Oder, wie der deutsche Amtsschimmel sagen würde: ein „zeitlich verzögertes Großprojekt mit Sprengpotenzial“.

Montagsbombe entschärft – Siemensstraße erlebt ihr persönliches Feuerwerk der Bürokratie

Schon der Name „Blindgänger“ ist dabei eine ironische Übertreibung – denn wirklich blind ist hier niemand. Alle sehen: Das Ding ist groß, rund, und hat keine Lust mehr, unbemerkt zu bleiben. Es liegt da, mitten in der Baustelle, wie ein schlecht gelaunter Zeitzeuge, der sagt: „So, Freunde, jetzt will ich aber auch mal Aufmerksamkeit!“

Kaum ist die Nachricht draußen, verwandelt sich das Viertel in eine Mischung aus Katastrophenschutz-Convention und Campingplatz. 120 Einsatzkräfte sind vor Ort – Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und wahrscheinlich auch der eine neugierige Nachbar mit Fernglas. Die Evakuierung läuft. 300 Anwohnerinnen und Anwohner müssen raus. Einige nehmen das gelassen, andere fragen, ob sie wenigstens ihre Zimmerpflanze mitnehmen dürfen.

Sogar eine Katze wird gerettet – was natürlich nicht im Schatten bleiben darf. 250 Kilo Sprengstoff? Interessant. Aber Minka im Bus am Geister Landweg 7-9? Das ist die wahre Heldengeschichte des Abends. Man munkelt, sie habe den ganzen Einsatz über streng kontrolliert, ob das Personal auch wirklich alle Vorschriften beachtet.

Und während 16 Menschen und eine Katze in der Betreuungsstelle auf Kaffee und Klappstühle treffen, bereitet sich der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf das große Finale vor. Zwei Spezialisten knien vor dem Blindgänger im Kofferraum eines Autos – eine Szene irgendwo zwischen „Mission Impossible“ und „Lokalzeit Münsterland“. Nur ohne Tom Cruise, dafür mit viel mehr Reflexwesten.

20:10 Uhr: Der Countdown läuft. 20:50 Uhr: Entwarnung. Das Ding ist entschärft, der Stadtteil wieder bombenfrei – im besten Sinne des Wortes. Bahnstrecken, Straßen, alles wieder offen. Nur der Puls der Anwohner bleibt erhöht.

Insgesamt ein Lehrstück in deutscher Präzision: Evakuierung, Straßensperrung, Entschärfung, Entwarnung – alles im 10-Minuten-Takt. Kein Chaos, keine Panik, kein Netflix nötig. Das echte Leben liefert die bessere Serie.

Und das alles, während irgendwo ein Bus auf dem Geister Landweg steht – was schon klingt, als hätte sich Kafka persönlich um die Logistik gekümmert. „Bitte einsteigen, wir bringen Sie sicher durch den Abend der kontrollierten Explosionen.“

Aber man muss sagen: Münster hat’s drauf. Während andere Städte schon beim ersten Regenschauer kollektiv durchdrehen, entschärft man hier einfach mal so eine amerikanische Fliegerbombe, als wäre es ein besonders störrisches Parkticket.

Und so endet der Montag mit einem Happy End: kein Knall, kein Krater, nur ein bisschen Adrenalin und ein großer Respekt für alle, die das geschafft haben. Die Siemensstraße kann wieder durchatmen – und wer weiß, vielleicht bekommt sie ja bald ein kleines Straßenschild:

„Hier ruhte 2025 kurzzeitig der Frieden – und eine 250-Kilo-Bombe.“

Oder in kurz: Münster bleibt ruhig, selbst wenn’s knallt.