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Müller macht’s nochmal – jetzt auch in Kanada: Vom bayerischen Rasen zum kanadischen Wundergras

Es war die 97. Minute. Die Sonne stand tief über Orlando, der Schiedsrichter sah schon nach seiner Pfeife, das Publikum kaute nervös an seinen Hotdogs – da geschah es: der deutsche Fußball-Phönix erhob sich wieder aus der Nachspielzeit-Asche und ballerte das Runde in das Kanadische vom Eckigen. Ein Treffer wie aus dem Bilderbuch des Spätberufenen. Der Mann, der früher einmal in europäischen Stadien mit dem Satz „So schlecht war das gar nicht“ gefeiert wurde, lässt nun in Nordamerika die Ahornbäume wackeln.

Müller macht’s nochmal – jetzt auch in Kanada

Die Vancouver Whitecaps, normalerweise irgendwo zwischen „mittleres Tabellenfeld“ und „ach, gibt’s die noch?“ angesiedelt, sind plötzlich Spitzenreiter im Westen. Und das alles dank des Mannes, der offenbar beschlossen hat, dass Karriereenden etwas für Leute ohne Humor sind. Sechs Spiele, sechs Tore – so viel Präzision kennen die Kanadier sonst nur vom Schneeschaufeln.

Nach dem Sieg in der Nachspielzeit ging der frisch gebackene Fußball-Guru vor die Kamera und schwärmte: „Ich vertraue dem Team, ich liebe das Team.“ Das klang weniger nach Taktikanalyse und mehr nach einer spirituellen Sitzung mit Räucherstäbchen. Zur Krönung umarmte er dann noch die überraschte Reporterin so herzlich, dass selbst der VAR kurz überlegte, ob das schon ein Foul an der professionellen Distanz sei.

Doch was steckt hinter diesem kanadischen Fußballmärchen? Vielleicht der Zauber der Spätphase. Während in Europa noch Analysten versuchen, das Geheimnis der Nachspielzeit zu entschlüsseln, macht er sie einfach zum persönlichen Fitnessstudio der Dramatik. Die Whitecaps jubeln, Orlando City schaut betreten auf den Rasen, und irgendwo in Deutschland murmelt ein Ex-Trainer: „Das war schon immer sein Ding.“

Dabei begann das Spiel alles andere als göttlich: Ein Isländer namens Dagur Dan – ein Name wie ein Ikea-Schrank mit eingebautem Kälteschock – brachte die Gastgeber in Führung. Doch dann kam, wie so oft, das, was Experten liebevoll „das Müller-Ding“ nennen: ein Tor, das aussieht, als hätte es der Zufall persönlich gewollt, aber trotzdem genau da landet, wo es soll.

Und während Müller in Vancouver den Nachspielzeit-Samba tanzt, verteilt anderswo ein gewisser argentinischer Fußball-Übermensch weiter Gratis-Magie in Florida. Lionel Messi schoss Inter Miami mit Tor 25 und 26 zur Tabellenparty – offenbar in der gleichen Liga, aber in einem ganz anderen Universum. Müller ist also in der Torschützenliste weit hinten – aber wen interessiert das schon, wenn man in der 97. Minute zum Superhelden mutiert?

Für Vancouver bedeutet das Ganze Heimvorteil in den Playoffs, für Müller wahrscheinlich eine weitere Lebensweisheit à la: „Wenn du im Leben zurückliegst, schieß einfach in der Nachspielzeit.“

So steht er nun da, der kanadische Müller, zwischen Ahornsirup und Medienrummel, und ruft mit funkelnden Augen in die Kameras: „Lasst uns weitermachen!“ Und die Welt nickt. Nicht, weil sie weiß, was er genau meint – sondern weil es irgendwie verdammt gut klingt.

Einmal mehr hat er es geschafft: aus einem Fußballspiel ein episches Theaterstück zu machen – mit dem Untertitel: „Der Mann, der einfach nie pünktlich Schluss machen will.“