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Nachwuchsärzte auf Visite – zwischen Klinik-Showroom und Kaffeekränzchen

Ahlen lädt zur großen Medizin-Messe, nur ohne Glitzer und rote Teppiche. Stattdessen: Stethoskope, weiße Kittel und die charmante Aussicht, irgendwann einmal die Nachtschicht auf einer Intensivstation verbringen zu dürfen. Am Dienstag, 30. September, heißt es im ehrwürdigen St. Franziskus-Hospital: „Willkommen, liebe Studierende – schaut euch an, wie schön wir hier schuften.“

Nachwuchsärzte auf Visite – zwischen Klinik-Showroom und Kaffeekränzchen

Organisiert wird der Spaß von der Arbeitsgruppe „Zukunft der ärztlichen Versorgung im Kreis Warendorf“. Allein dieser Name klingt schon wie ein Notfallplan für ein brennendes Krankenhaus: Alle sind dabei – Gesundheitsamt, Ärzteverein, Praxisnetze, Kliniken, Ärztekammer und sogar die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Wenn so viele Institutionen gemeinsam an einem Tisch sitzen, kann man sicher sein: Es gibt Kaffee und Kekse, aber keine schnelle Lösung.

Die Zielgruppe: Medizinstudierende in allen Stadien ihres Leidenswegs. Vom Frischling im Krankenpflegepraktikum bis zum Halbprofi in der Famulatur – alle dürfen mal mit echten Ärzten reden, bevor sie selbst in der Klinik verschwinden und feststellen, dass Theorie und Praxis ungefähr so viel gemeinsam haben wie Klinik-Kantine und Sterneküche.

Natürlich beginnt der Abend mit einer Begrüßung durch den ärztlichen Direktor. Er präsentiert die „Besonderheiten“ des Hauses. Übersetzt heißt das: Hier gibt es nicht nur lange Flure und viele Türen, sondern auch Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote, die so verlockend klingen wie ein Fitnessstudio-Vertrag – erst motivierend, dann bindend, am Ende teuer.

Das Programm verspricht außerdem persönliche Einblicke in den Alltag einer neurologischen Abteilung, der Intensivstation und der Stroke Unit. Das klingt wie eine Führung durch den Freizeitpark der Medizin: „Links sehen Sie die Stroke Unit – hier bleibt es spannend bis zur letzten Sekunde. Rechts die Intensivstation – Eintritt nur mit Adrenalinspritze.“

Damit der Nachwuchs nicht gleich nach Hause rennt, gibt es auch Infos zur finanziellen Förderung. Ein Vertreter der KVWL erklärt, welche Geldspritzen es während der Famulatur oder des praktischen Jahres gibt. Meistens sind das Beträge, die gerade reichen, um die Kaffeekasse zu füllen oder den WG-Kühlschrank mit Toast und Nudeln zu bestücken. Aber immerhin: offiziell nennt man das „Förderung“.

Nach dem Theorie-Bombardement folgt der Höhepunkt: ein gemeinsamer Rundgang. Studierende dürfen einmal durch alle Fachabteilungen marschieren, dürfen ehrfürchtig auf Geräte starren, deren Knöpfe sie noch nicht drücken dürfen, und sich die Abteilungen wie Ausstellungsstücke im Museum ansehen: „Hier sehen Sie die Kardiologie, bitte nicht anfassen.“

Am Ende stehen die leitenden Ärztinnen und Ärzte bereit – für individuelle Fragen. Was in der Praxis heißt: „Wie viele Überstunden sind normal?“ – „Alle.“ Oder: „Wie lange dauert es bis zur eigenen Praxis?“ – „Länger als der Bau des Berliner Flughafens.“

Fazit: Der Abend wird eine Mischung aus Infoveranstaltung, Berufsberatung und Reality-Check. Studierende gehen mit glänzenden Augen hinein und mit Augenringen wieder hinaus. Aber keine Sorge – die Zukunft der ärztlichen Versorgung im Kreis Warendorf ist gesichert. Wenn nicht durch Motivation, dann zumindest durch Kaffee, Kekse und den unterschwelligen Druck, dass irgendjemand ja die Nachtdienste übernehmen muss.