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„Pfeffer trifft Portemonnaie“ – Wenn die Taxifahrt zum Actionfilm wird

Taxis sind eigentlich kleine Friedenszonen auf Rädern: Man steigt ein, sagt wohin, schaut aus dem Fenster, meidet Blickkontakt und tut so, als sei das Kleingedruckte im Tarif ein Naturgesetz. Doch in Hessen zeigte sich wieder einmal: Theorie und Praxis haben die gleiche Beziehung wie Fahrer und Fahrgast in Offenbach – nämlich gar keine.

„Pfeffer trifft Portemonnaie“ – Wenn die Taxifahrt zum Actionfilm wird

Was als harmlose Fahrt begann, endete in einer Szene, die selbst Tarantino für übertrieben gehalten hätte. Der Kunde – nennen wir ihn „Budgetbewusster Mitfahrer“ – ließ sich brav chauffieren, kam an, blickte auf den Preis und entschied offenbar: „Nein, heute nicht.“ Eine kreative Form der Reisekostenoptimierung – allerdings ohne Happy End.

Denn anstatt die Rechnung per App, Karte oder wenigstens schlechtem Gewissen zu begleichen, griff der Mann zum ältesten Trick des Kapitalismus: Nicht zahlen und rennen. Doch der Taxifahrer, ein 39-jähriger Mann mit dem Naturell eines Geduldsfadens aus Zwirn, fand das weniger charmant. Nach Angaben der Polizei wurde er vom Fahrgast sogar geschlagen und um Bargeld erleichtert – was man durchaus als „kundenorientierte Eskalation“ bezeichnen kann.

Und dann kam das Pfefferspray. Das Schweizer Taschenmesser des modernen Alltags: praktisch, kompakt und laut Polizei nicht als Kommunikationsmittel gedacht. Der Fahrer griff zur Sprühflasche und setzte einen feurigen Schlusspunkt unter das Gespräch. Nur leider traf er dabei nicht nur den renitenten Nichtzahler, sondern auch einen unbeteiligten Beifahrer – Kollateralschaden im Straßenverkehr.

Stellen Sie sich die Szene vor: Ein Taxi wie aus einem Actionfilm, der Titel: „Fahrpreis des Schreckens“. Ein Fahrgast hustet, ein anderer schreit, und der Fahrer steht da mit tränenden Augen und der Überzeugung, moralisch wenigstens auf Platz zwei zu liegen.

Der 33-jährige Fahrgast flüchtete – vermutlich mit dem Charme eines brennenden Eichhörnchens – in ein nahegelegenes Wohnhaus, wo ihn die Polizei später aufspürte. Vom geraubten Bargeld fehlt jede Spur. Vielleicht ist es irgendwo zwischen Rücksitzritze und Fahrertür verloren gegangen – oder hat, ganz wie in schlechten Krimis, längst ein neues Leben begonnen.

Nun ermittelt die Polizei gegen beide. Der Fahrgast bekommt das Etikett „Raubverdacht“, der Taxifahrer „gefährliche Körperverletzung“. Ein klassischer Doppelsieg der Missverständnisse – keiner gewinnt, aber alle haben was davon.

Man fragt sich: Was lernen wir daraus? Vielleicht, dass man Taxifahrten bezahlen sollte, bevor man Testperson für Reizgas wird. Oder dass Pfefferspray kein akzeptabler Ersatz für Smalltalk ist. Und vielleicht auch, dass Offenbach gerade unbewusst das Pilotprojekt „Dynamisches Nahkampf-Taxi“ gestartet hat.

Am Ende bleibt die moralische Erkenntnis: Zwischen Fahrer und Fahrgast sollte immer ein Meter Abstand, etwas Vertrauen – und auf gar keinen Fall Pfefferspray liegen.