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Pfeifen im Walde – oder wie der Schiedsrichter zur letzten Instanz Gottes wurde

Es gibt Niederlagen, die tun weh. Und es gibt Niederlagen, die fühlen sich an wie eine Komplettbehandlung beim Zahnarzt ohne Betäubung. So geschehen beim 1:6-Debakel von Rot-Weiss Essen in Mannheim. Doch während die Fans noch fieberhaft versuchten, die Tore auf ihren Bierdeckeln nachzuzählen, platzte ein Spieler vor Wut fast wie ein schlecht gezapftes Pils.

Schiedsrichter – die letzten Zauberer

Rote Karte oder rote Fantasie?

Die Szene des Skandals: ein Zweikampf, ein Knall, ein Körperteil irgendwo zwischen Sprunggelenk und Spann. Der Schiedsrichter, offensichtlich inspiriert von einem inneren Orakel, zieht glatt Rot. Und damit nicht so ein „Tomatenrot“, sondern dieses satte „Du bist raus, mein Freund“-Rot.

Der Spieler protestiert: „Ich bin ihm nicht mal auf den Fuß getreten!“ – was im Klartext heißt: Er wollte nur freundschaftlich sein Sprunggelenk gegen das gegnerische Körperteil kuscheln lassen. In der Dritten Liga nennt man das „intensiven Körperkontakt“, im Regelbuch offenbar „grobes Foulspiel“.

Schiedsrichter – die letzten Zauberer

Was den wütenden Spieler besonders aufregt: Der Referee hat die Szene gar nicht richtig gesehen. „Er sieht es nicht – und pfeift trotzdem.“ Das ist so, als würde ein Blinder beim Bäcker sagen: „Das Croissant sieht angebrannt aus, weg damit!“

Die neue Logik lautet: Schiris handeln nicht nach Regeln, sondern nach Gefühl. Heute Rot, morgen Gelb, übermorgen vielleicht ein Gutschein für die Stadionwurst. Man könnte meinen, die pfeifen nach Horoskop: „Mars steht im siebten Haus – heute zeigen wir Karten!“

Forderung: Strafen für Pfeifen

Der Spieler geht noch weiter: „Wenn ein Arbeiter Mist baut, kriegt er Ärger. Warum nicht auch der Schiri?“ Klingt erstmal plausibel. Ein Maurer, der eine Wand schief hochzieht, darf ja auch nicht sagen: „War mein Gefühl.“ Doch die Realität: Schiris bauen Mist und werden höchstens zu einer Fortbildung geschickt – vermutlich „Wie pfeife ich in drei einfachen Schritten“ oder „Gelb, Rot, Regenbogen – Farbtheorie für Anfänger“.

Trainer im Rant-Modus

Und dann der Trainer. Auch er kocht. „Ich weiß nicht mehr, was ich meinen Spielern sagen soll!“ Verständlich. Wie soll man auch erklären, dass ein Spieler spektakulär abhebt wie beim Stabhochsprung, der Linienrichter danebensteht wie eine Schaufensterpuppe – und trotzdem gibt’s Elfmeter?

Die Offiziellen, so der Trainer, haben scheinbar nur eine Mission: Den Trainer runterzumoderieren. Vielleicht steht das inzwischen in der Schiri-Ausbildung:

  • Karte ziehen.
  • Trainer anmeckern.
  • Bier holen.

Rot-Weiss Essen verliert 1:6, aber das wahre Drama spielt sich nicht auf dem Rasen ab, sondern im Reich der Pfeifen. Während Spieler und Trainer Strafkataloge für Referees fordern, üben diese weiterhin das älteste deutsche Hobby: Unantastbar sein.

Wenn es nach Essen ginge, gäbe es bald ein Punktesystem: Drei Fehlentscheidungen – Abstieg in die Kreisliga. Fünf Fehlentscheidungen – Pfeife wegnehmen. Zehn Fehlentscheidungen – lebenslänglich Torwand schießen in der Halbzeitpause.

In Mannheim wurde Fußball gespielt, aber das eigentliche Endergebnis lautet: Schiri 7, Essen 0.